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Bäume im Klimawandel  Bäume im Klimawandel : Welche Arten sind künftig überhaupt überlebensfähig?

Von Robert Briest 15.11.2019, 06:00
Experten empfehlen diese Baumart: Eiche, Douglasie, Kiefer, Robinie
Experten empfehlen diese Baumart: Eiche, Douglasie, Kiefer, Robinie dpa

Merseburg/Ziegelroda - Bis zum Frühjahr steht im Saalekreis das große Fällen an. Allein die Stadt Merseburg will bis dahin 300 vertrocknete oder geschädigte Bäume fällen, Mücheln 120, andernorts rechnet man zumindest mit zweistelligen Zahlen. Und auch viele Privatleute sehen sich gezwungen, zur Axt oder Säge zu greifen.

Doch die Fällungen sind nur der Anfang, die Bäume sollen ersetzt werden. Doch durch welche? Eine Frage, wegen der ihn viele Bürger anrufen würden, berichtet Gerd Heimbach, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes der Stadt Merseburg. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, schließlich würde auch der Standort des Baumes eine wichtige Rolle spielen.

Grundsätzlich lasse sich aber sagen, dass Fichten und Birken bei den derzeitigen Bedingungen nicht mehr funktionieren würden. „Nadelbäume pflanzen wir gar nicht mehr“, so der Amtsleiter. Er empfiehlt Robinie, Heimbuche oder Amberbaum. „Wir pflanzen Tiefwurzler, damit die Bäume noch an Wasser kommen.“

Pflanzen mit metertief in den Boden reichenden Wurzeln seien aber kein Allheilmittel, warnt der Experte Jürgen Hartung. In den regenarmen Jahren 2018 und 2019 sei das Wasser oft gar nicht in tiefe Schichte vorgedrungen, sondern wenn überhaupt in der Ober- und Mittelschicht des Bodens zu finden gewesen. Hartung ist Leiter des Betreuungsforstamtes in Ziegelroda und damit für den Wald im Landessüden zuständig. Wenn er über Aufforstung spricht, denkt er eher in Hektar als in Einzelexemplaren.

Einen Hektar mit Eichen aufzuforsten, kostet etwa 20.000 Euro

Die Aussagen ließen sich aber übertragen, sagt Hartung. Er wählt eine wissenschaftliche Herangehensweise, schließlich hängt an der Forstwirtschaft viel Geld. Einen Hektar mit Eichen aufzuforsten, koste etwa 20.000 Euro. Da will die Pflanzenwahl wohl überlegt sein. Bei der Standorterkundung spielten die Bodenfeuchte und Nährkraft eine Rolle. „Es ist wie im Garten. Da kann man Möhren auch nicht überall hinpflanzen“, sagt der Forstexperte. Und natürlich geht es auch um langfristige Planungen, schließlich sollen Bäumen auch in 100 Jahren noch stehen.

„Wir gehen vom schlimmsten Szenario aus, weil die Baumarten, die unter diesen Bedingungen wachsen würden, auch noch wachsen, wenn es nicht so schlimm kommt.“ Das Worst-Case-Szenario geht für den Zeitraum 2041 bis 2070 von einer um 1,6 Kelvin gestiegenen Durchschnittstemperatur im Land gegenüber dem Mittel von 1981 bis 2010 aus und drastisch reduziertem Niederschlag.

„Was funktioniert sind Eiche Douglasie, Esche, Hainbuche und Linde.“

Auf dieser Basis rät Hartung von Fichten, Buchen, Roterlen, Bergulmen und Weißtannen ab. „Was funktioniert sind Eiche Douglasie, Esche, Hainbuche und Linde.“ Besonders hebt er die Kiefer hervor, die auch mit deutlich geringeren Niederschlägen klar komme. Auch Ahorn sei eine Option.

Die Rußrindenkrankheit mit der die Baumart aktuell zu kämpfen hat, werde irgendwann vergehen, prognostiziert der Forstamtsleiter. Er hält auch andere Baumarten für denkbar, die eigentlich aus südlicheren Gefilden kommen: So sei die Küstentanne für Gartenbesitzer denkbar, ebenso wie Kreuzungen aus Walnuss und Bitternuss und die Robinie: „Die wächst wie der Teufel. Trockenstress ist da kein Problem.“

„Das ist Mist, die haben Probleme anzuwachsen.“

Entscheidend für den Erfolg von Pflanzungen ist auch der Zeitpunkt. Wobei es da kein Patentrezept gebe. Herbst oder Frühjahr können beide richtig sein. Auf jeden Fall müsse es feucht und kühl sein, empfiehlt Hartung. Im Garten könne man sich notfalls bei Trockenheit aber auch mit Gießen behelfen. Der Forstamtsleiter rät jedoch davon ab, schon zu alte Bäume zu pflanzen, die dann mit Ballenwurzel geliefert werden.

„Das ist Mist, die haben Probleme anzuwachsen.“ Kommunen würden diesen Fehler oft machen, wenn sie etwa bei neuen Parkplätzen schon große Bäume aufstellen wollen. Hartung hält dagegen junge Pflanzen von 80 bis 100 Zentimeter Höhe mit guten Wurzeln für am besten geeignet. „Die wachsen besser an.“ Nach gut zehn Jahren hätten sie auch bei der Größe aufgeholt. (mz)