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Rede auf Coronademo Bad Dürrenbergs Bürgermeister: „Die Impfpflicht spaltet“

Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, mit den „Spaziergängern“ zu reden, sagt Christoph Schulze. Ohne Redebereitschaft finde man keine Lösung.

Von Robert Briest Aktualisiert: 08.02.2022, 19:11
Christoph Schulze stellt sich im März zur Wiederwahl als Bürgermeister.
Christoph Schulze stellt sich im März zur Wiederwahl als Bürgermeister. Briest

Bad Dürrenberg/MZ - „Lassen Sie sich nicht in eine Ecke stellen, denn da gehören Sie nicht hin.“ Mit diesen Worten beendete Bad Dürrenbergs CDU-Bürgermeister Christoph Schulze seine Rede vor einer Coronademonstration in der Solestadt. Gut 250 Teilnehmer waren aus Protest gegen staatliche Pandemiemaßnahmen und Impfpflicht wie mittlerweile an jedem Montag vom Markt zum Rathaus gezogen, um dort Kerzen abzustellen.

Dort ergriff Schulze das Wort. Er sprach jeweils sehr kurz aktuelle Konflikte und Problemlagen an: die hohen Energiepreise, niedrige Zinsen, den Ukrainekonflikt und das angespannte Verhältnis zu Russland. „Obwohl uns eigentlich ein freundschaftliches und gerade wirtschaftlich freundschaftliches Verhältnis zu Russland wichtig sein sollte.“

Wer nicht bereit ist zu reden, findet keine Lösung.“

Christoph Schulze (CDU), Bürgermeister Bad Dürrenberg

Der Christdemokrat äußerte sich auch zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die ab 16. März in medizinischen Betrieben gilt. Die sei zwar ehrlicher als eine Impfpflicht durch die Hintertür, aber sie spalte. Schulze prognostizierte, dass ausgesprochene Betätigungsverbote zu Klagen führen und Gerichte die Verbote mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit nicht bestätigen würden.

Protest vor dem Bad Dürrenberger Rathaus.
Protest vor dem Bad Dürrenberger Rathaus.
Briest

Wie auf einem Handyvideo zu sehen ist, kamen die Worte bei den Demonstranten gut an. Das galt auch, als Schulze erklärte, dass seine wichtigste Botschaft sei: Bad Dürrenberg solle sich nicht spalten lassen. „Das heißt nicht, dass wir alle einer Meinung sein müssen. Aber wir müssen bereit sein, miteinander zu reden.“

Am Dienstag ergänzte der Bürgermeister, der als erster Amtsträger im Saalekreis auf einer Coronademo sprach: „Wer nicht bereit ist zu reden, findet keine Lösung.“ Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, als normaler Einwohner, nicht als Bürgermeister, mit den „Spaziergängern“ zu reden, denn an den Protesten beteiligten sich „Menschen wie Du und ich“. Ihm sei es weder darum gegangen, den Demonstranten nach dem Mund zu reden, noch sie von einer Impfung zu überzeugen.

Im Stadtrat, dessen Ausschüsse oft parallel zu den Protesten vor dem Ratsaal laufen, hatte es zuletzt immer wieder Wortmeldungen zum Umgang mit den Demos gegeben. Einige Mitglieder hatten dabei gefordert, das Rathaus müsse ein neutraler Ort bleiben.