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Nach Brand in Bad Dürrenberg Bad Dürrenberg: Familie ist nach Weihnachten plötzlich obdachlos

Von Dirk Skrzypczak 29.12.2016, 11:29
Für Shaila Bayri und ihre Kinder ist es ein Schock: Die Familie muss wie die anderen Bewohner des Gebäudes ihr Zuhause verlassen. Wann sie in die Wohnungen zurückkönnen, ist unklar. Am Mittwoch blieb den Betroffenen nur Zeit, die wichtigsten Utensilien für die Notunterkunft zusammenzupacken.
Für Shaila Bayri und ihre Kinder ist es ein Schock: Die Familie muss wie die anderen Bewohner des Gebäudes ihr Zuhause verlassen. Wann sie in die Wohnungen zurückkönnen, ist unklar. Am Mittwoch blieb den Betroffenen nur Zeit, die wichtigsten Utensilien für die Notunterkunft zusammenzupacken. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Am frühen Mittwochmorgen wird Shaila Bayri durch einen lauten Knall geweckt. „Da habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Es ist bald Silvester, da fliegt der eine oder andere Böller schon mal rum“, erzählt die 39-Jährige aus Bad Dürrenberg. Doch irgendetwas stimmt nicht, das fühlt sie. „Ich habe die Wohnung kontrolliert, aber nichts gesehen. Als ich aber das Fenster öffnete, schlug mir schon dichter Qualm entgegen“, sagt sie.

Die Mutter weckt ihre drei Söhne im Alter von einem bis zwölf Jahren. Eine Flucht durch das verrauchte Treppenhaus ist unmöglich. Der Strom ist ausgefallen. Die Familie flieht gegen 5 Uhr auf den Balkon, zehn weitere Bewohner des Mehrfamilienhauses machen es in anderen Etagen des Gebäudes im Marktweg ebenso.

Feuerwehrleute steigen zu den Menschen auf die Balkone

„In der ersten Meldung, die uns erreichte, war noch von einem Fahrzeugbrand die Rede. Während der Anfahrt wurde die Information dann schon auf einen Hausbrand aktualisiert“, schildert Christian Koos von der Freiwilligen Feuerwehr Bad Dürrenberg, der zunächst die Einsatzleitung übernimmt. Die Wehr Tollwitz wird nachalarmiert. Über Leitern steigen die Feuerwehrleute zu den Menschen auf den Balkonen hinauf. „Ich habe entschieden, sie dort zu belassen, weil ihnen keine akute Gefahr drohte“, so Koos.

Parallel startet die Brandbekämpfung. Das Feuer ist verheerend, hinterlässt im Keller schwere Schäden und zerstört dort alle Versorgungsleitungen. Der Grund für den Brand stehe noch nicht fest, so Polizeisprecher Jürgen Müller. Rußpartikel wirbeln durch das ganze Haus, dringen durch Ritze in die Wohnungen ein. Beißender Brandgeruch liegt in der Luft.

14 Bewohner werden schließlich über das Treppenhaus evakuiert

Die betroffenen 14 Bewohner werden schließlich über das Treppenhaus evakuiert, nachdem die Feuerwehr mit einem Lüfter den Bereich von giftigen Dämpfen befreit hatte. Laut Polizei wurden bei dem Einsatz ein Bewohner sowie ein Feuerwehrmann verletzt. Drei Rettungswagen und ein Notarzt sind vor Ort. Die betroffenen Bewohner kommen zunächst in einem Pflegeheim des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) unter.

Am Morgen wird das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar. „Ich gehe davon aus, dass der Wohnblock 14 Tage nicht nutzbar sein wird“, sagt Katrin Schmidt von der Wohnungsgesellschaft Leuwo. Zunächst müsse ein Gutachter die Schäden beurteilen, bevor mit Reparatur- und Renovierungsarbeiten begonnen werden könne. „Zwischen den Feiertagen ist es zudem schwierig, an Firmen heranzukommen. Aber wichtig ist für uns in erster Linie, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, meint Schmidt.

Stadt Bad Dürrenberg hat indes ein Problem

Die Stadt Bad Dürrenberg hat indes ein Problem. „Möblierte Wohnungen können nicht sofort zur Verfügung gestellt werden. Wir müssen den Menschen also zunächst provisorisch helfen“, sagt Alexander Doll aus dem Ordnungsamt. Um vier Frauen aus Somalia kümmert sich die Betreuungs- und Integrationshilfe (BIH) GmbH. Sie bekommen eine Wohnung in Merseburg, wie es heißt.

Shaila Bayri und ihre Familie sowie Migranten aus dem Kosovo werden im Haus des Volkes untergebracht. Dort hat das Ordnungsamt Feldbetten aufgestellt. Im Laufe des Mittwochs sollten auch Kochmöglichkeiten in dem Gebäude geschaffen werden. „Wir richten uns darauf ein, dass die betroffenen Einwohner länger im Haus des Volkes bleiben müssen“, kündigt Doll an.

Shaila Bayri ist derweil in ihre Wohnung zurückgekehrt, um Sachen für sich und die Kinder zu packen. „Ich musste noch nie mein Zuhause verlassen. Wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt die 39-Jährige gefasst. Ihr großer Sohn komme wohl zunächst bei einem Kumpel unter, der kleine Niklas wird vermutlich von einer Freundin der Familie aufgenommen, bis klar ist, wie es nun in den nächsten Tagen weitergeht. (mz)