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Babyboom Babyboom: Warum dieser Ort im Saalekreis besonders fruchtbar ist

Von Melain van Alst 23.06.2019, 05:00
Neun von zehn Frauen haben sich mit der ebenfalls „schwangeren“ Strohpuppe fotografieren lassen.
Neun von zehn Frauen haben sich mit der ebenfalls „schwangeren“ Strohpuppe fotografieren lassen. Monique Schrahn

Zöschen - Dass der Storch die Babys bringt, ist nur eine Legende. Das Bild aber vom Adebar, der in seinem Schnabel ein Tuch trägt, ist in Zöschen allgegenwärtig. Der Storch ist das Symbol für Geburten und das hat sich der kleine Ort zunutze gemacht. Denn innerhalb der nächsten sechs Monate werden in Zöschen zehn oder vielleicht sogar elf Babys geboren. „Wir wissen, dass es zehn Schwangere sind und ich habe eine elfte gesehen, die gerade frisch zugezogen sein muss“, sagt Ortsbürgermeisterin Andrea Engelmann.

Stolz ist sie auf die positive Entwicklung, die es so noch nicht gegeben hat. Es gab schon Jahrgänge, in denen mehrere Frauen innerhalb eines kurzen Zeitraums Kinder geboren haben. „Aber zehn oder elf Frauen in sechs Monaten? Ich glaube, das gab es noch nicht“, sagt sie. „Wir haben uns auch nicht abgesprochen. Es ist Zufall“, sagt Christiane Bergmann, eine der Schwangeren.

Nun erwarten die Zöschener in den nächsten Tagen ihren ersten Neuankömmling

So ganz zufällig sei es aber doch nicht, für die meisten Frauen ist es das zweite Kind und damit die Kinder nicht soweit auseinander liegen, ist der Schritt ja nur verständlich. Auch Katja Imhof und Jessica Wendenburg erwarten noch in diesem Jahr ihre Kinder. Sie alle sind Zöschenerinnen. Die meisten der Frauen sind entweder gebürtig aus dem Ort oder zurückgekehrt.

Nun erwarten die Zöschener in den nächsten Tagen ihren ersten Neuankömmling. Ein heimliches Ziel sei es, die 1.000 Einwohner-Marke zu knacken. Denn derzeit zähle der Ort 967 Einwohner. Die zu erwartenden Babys sind da schon ein guter Anfang. Die Frauen, die nur eine Whatsapp-Gruppe gegründet hatten, um den Fototermin zu koordinieren, haben daraus kurzerhand eine „Krabbelgruppe“ gemacht.

Weil zehn Geburten ungewöhnlich sind, haben sich die Zöschener entschieden, offensiv damit umzugehen

Und weil zehn Geburten ungewöhnlich sind, haben sich die Zöschener entschieden, offensiv damit umzugehen. Am Ortseingang stehen anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Stadt Strohpuppen. Eine von ihnen hat kurzerhand einen dicken Bauch bekommen. „Wir wurden gefragt, ob da die Brust runtergerutscht ist“, sagt die Ortsbürgermeisterin mit einem Lächeln und so haben die Initiatoren das Ganze noch etwas deutlicher gestaltet, die Puppe nachgebessert und noch einen kleinen Storch daneben gestellt. Monique Schrahn kam auf die Idee, alle Frauen davor zu stellen - für ein besonderes Foto.

Glück hatten die Frauen, dass der kleine Storch noch da stand, als die Aufnahme gemacht wurde. Nur wenige Tage später wurde er nämlich von jemandem gestohlen. Er sei zwar befestigt gewesen, aber das habe den Dieb nicht abgehalten. Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch das ganze Dorf. „Wir haben scherzhaft gesagt, wir gründen die Soko Storch“, sagt Engelmann. Der Aufruhr hat jedoch zu einem Hinweis geführt.

„Jemand hat gesehen, wie ein Transporter mit einer Firmenaufschrift am Samstag dort gehalten hat.“

„Jemand hat gesehen, wie ein Transporter mit einer Firmenaufschrift am Samstag dort gehalten hat.“ Engelmann rief die Firma an und prompt war der Storch am Montagabend wieder an seinem Platz. Darüber hinaus habe die Firma 200 Euro für die Kita im Ort gespendet. „Das ist eine Geschichte, die bleibt und die noch Jahre später erzählt wird“, weiß Engelmann.

Und wem das Bild des Storches noch nicht reicht, der muss vom gebastelten Storch nicht weit weg schauen, um auf einem Schornstein einen echten mit zwei Jungtieren zu entdecken. (mz)

Er ist wieder da.
Er ist wieder da.
Katrin Sieler
Der echte Storch hat zwei Jungtiere.
Der echte Storch hat zwei Jungtiere.
Katrin Sieler