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Ausgleich für die Natur Ausgleich für die Natur: Wofür bekommt man eigentlich Ökopunkte auf dem Ökokonto?

Von Melain van Alst 02.03.2018, 15:22
Für den Hafen Braunsbedra hat die Stadt ein „Ökokonto“ angelegt.
Für den Hafen Braunsbedra hat die Stadt ein „Ökokonto“ angelegt. Peter Wölk

Saalekreis - Da, wo neue Straßen, Gebäude oder andere Bauwerke entstehen, müssen häufig Grünanlagen weichen. Bäume werden abgeholzt, Flächen versiegelt und ein Stück Natur geht an dieser Stelle verloren. Damit jedoch aus der schützenswerten Natur keine Bau- und Asphaltwüsten werden, muss derjenige, der für das Bauprojekt zuständig ist, einen Ausgleich schaffen. Dabei ist kaum bekannt, wie genau das eigentlich funktioniert.

Maik Otto vom Grünflächenamt der Stadt Merseburg erklärt an einem kleinen Beispiel, wofür man sogenannte Ökopunkte auf einem Ökokonto bekommt: Am Werder hat die Stadt Garagen weggemacht und anstatt die Fläche einfach nur grün zu lassen, hat man sich entschieden, Bäume zu pflanzen. „Dafür können wir uns Punkte gutschreiben lassen“, sagt Otto. Die Stadt Merseburg hat wie drei weitere Städte im Saalekreis ein sogenanntes Ökokonto, das von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises geführt wird.

Ökokonto-Verordnung: Entscheidend ist, in welchem Zustand die Fläche ist, bevor sie aufgewertet wird

„Wer freiwillig etwas für die Natur tut und eine Fläche aufwertet, kann sich die Punkte auf einem Konto anrechnen lassen und sie zu einem späteren Zeitpunkt einlösen, wenn durch ein Projekt dann Fläche versiegelt wird“, erzählt Ingenieur Falko Meyer vom Ingenieurbüro Regioplan aus Weißenfels. Er setzt auch Projekte im Saalekreis um und muss sich zwangsläufig mit dem Thema Ausgleich beschäftigen.

Es ist als Planer seine Aufgabe, entsprechende Flächen zu finden, wenn er große Projekte plant. Und dann gilt ein Baum für einen Punkt? „So einfach funktioniert es nicht“, sagt Meyer und holt die Ökokonto-Verordnung des Landes heraus. Entscheidend ist, in welchem Zustand die Fläche ist, bevor sie aufgewertet wird, welche Maßnahmen dort möglich sind und wie die Fläche am Ende bewertet wird. „Das folgt einem Bewertungssystem, das festgelegt ist.“ Problematisch wird es bei großen Flächen. Noch gebe es Ausgleichsmöglichkeiten, nur eben nicht immer da, wo sie gewünscht werden.

Ziel ist, möglichst am Ort des Eingriffs auch den Ausgleich zu machen

Ziel ist, möglichst am Ort des Eingriffs auch den Ausgleich zu machen. In Bad Dürrenberg hat beispielsweise die Huning-Gruppe, die das Wasserkraftwerk betreibt, Fläche versiegelt. Als Ausgleich haben sie die Entsiegelung und damit den Abriss der alten Rollschuhbahn im Kurpark finanziert. Ist das so einfach nicht möglich, können Investoren auch ausweichen. Nach Information der Kreisverwaltung ist Sachsen-Anhalt kreisübergreifend in fünf Naturräume gegliedert, so dass die Möglichkeit besteht, im Rahmen eines Naturraums Ersatzleistungen zu schaffen.

Auf die Idee für die Stadt Braunsbedra ein Ökokonto anzulegen, sei man beim Bau des Hafens gekommen, erinnert sich Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU). Für das Bauprojekt habe er Ersatzflächen benötigt und dann das Konto angelegt. „Wir haben einen Wald erweitert und dort Bäume gepflanzt“, so Schmitz. So ein Konto, glaubt er, hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen werde dadurch das Stadtbild verbessert, es sind ökologisch sinnvolle Maßnahmen.

Braunsbedra und Landsberg können ihre Punkte auch veräußern

Gepflanzt wurden unter anderem nahe des Strandes in Frankleben zusätzliche Bäume. Jetzt habe die Stadt noch ein paar Punkte gut. „Die können wir bei einem weiteren Projekt einsetzen oder auch verkaufen.“ Da Braunsbedra und Landsberg öffentliche Konten haben, können sie ihre Punkte auch veräußern.

Zwar führt die untere Naturschutzbehörde des Kreises alle Konten - insgesamt 57 - aber wie viele Ökopunkte verkauft werden, darüber entscheiden die Kontoinhaber allein. Wenn die Konten nicht öffentlich sind, können die Inhaber die Punkte nur für eigene Maßnahmen nutzen, so die Kreisverwaltung. 43 Konten sind nicht öffentlich, dazu gehört auch das der Stadt Merseburg. Grundsätzlich kann jeder ein Konto anlegen. (mz)