Auf dem Weg zu Nova Eventis Auf dem Weg zu Nova Eventis: Flüchtlinge nehmen Abkürzung über Autobahnzufahrt

Dölzig/Günthersdorf - Zwei junge Frauen schieben einen Kinderwagen über den Splitweg. Hinter ihnen rauschen Autos und Lkw über die A 9. Am Wagen baumeln Einkaufstüten. Sie kämen gerade vom Nova Eventis, erklärt eine von ihnen auf Englisch.
Für die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung in Dölzig, die in einem Gewerbegebiet direkt an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt liegt, ist das Shoppingcenter die nächste Einkaufsmöglichkeit. Und eigentlich die einzige, wie die junge Mutter erklärt. Sie hat gerade den offiziellen Weg genommen, unter der Brücke des Saale-Elster-Kanals führt der am Ikea vorbei. Etwa 40 Minuten brauche man dafür, berichtet sie.
Ziel Nova Eventis – Flüchtlinge überqueren Autobahnauffahrten
Zeit, die nicht alle Flüchtlinge investieren wollen, um in das auf Sichtweite gelegene Nova Eventis zu kommen. Immer wieder wählen sie den direkten Weg und der führt über die an dieser Stelle viel befahrene sechsspurige B 181. Einen Fuß- oder Radweg gibt es dort nicht. Stattdessen müssen die Einkäufer auf dem kürzesten Weg sogar über die Leitplanken der Autobahnauffahrten klettern, was immer wieder zu gefährlichen Situationen führt.
Den Behörden ist das Problem bekannt. Eine wirksame Lösung scheinen sie aber nicht parat zu haben. Die sächsische Polizei versucht es mit Aufklärung in der Erstaufnahmeeinrichtung, die seit 2015 in einem ehemaligen Bürokomplex untergebracht ist. Derzeit leben dort etwa 350 Menschen.
Polizeikontrollen auf B 181 – Flüchtlinge ändern ihre Route nur kurzfristig
Gleich nebenan ist noch eine Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Nordsachsen. Jeder Neuankömmling werde zur Sache belehrt, erklärt Uwe Voigt, Sprecher der Polizeidirektion Leipzig. In der Vergangenheit habe man an der B 181 auch Polizeikontrollen durchgeführt, die dazu geführt hätten, dass Flüchtlinge ihre Route geändert hätten, als sie die Polizisten sahen. Solche Maßnahmen seien jedoch nicht täglich möglich, schränkt Voigt ein.
Bei der für den Betrieb der Erstaufnahmeeinrichtung zuständigen Landesdirektion verweist man auf Aushänge und einen Orientierungskurs zum allgemeinen Verkehrsverhalten. Im Übrigen würden die Asylbewerber in der Unterkunft eine weitgehende Vollversorgung erhalten.
Fußweg zu Nova Eventis über Autobahnbrücke wird es nicht geben
Einen Fußweg über die Autobahnbrücke wird es wohl nicht geben. Dies sei nicht geplant, hieß es vom sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Gerade im Bereich der Autobahnauffahrten sei das schon aus räumlichen Gründe nicht möglich. Auf das Problem fehlender Fußwege in beide Richtungen entlang der B 181 habe man schon im Zuge der Errichtung der Asylunterkünfte hingewiesen. Allerdings ohne Erfolg, hieß es aus der Behörde.
Nötig wäre ein Fußweg in der Tat wohl auch in die Gegenrichtung – von der Unterkunft bis zur Kreuzung mit der B186. Dorthin pendeln täglich viele Bewohner zur Bushaltestelle. Und anders als der Weg zum Nova Eventis hat dieser Abschnitt schon ein Opfer gefordert. Im vergangenen Jahr überfuhr hier ein Auto einen Fußgänger, der am Fahrbahnrand lief und verletzte ihn tödlich.
Die Nutzung der Fahrbahn, darauf wies die Polizei hin, ist für Fußgänger auf einer Bundesstraße nicht verboten. (mz)