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Atelier in Rumpin Atelier in Rumpin: Künstlerpaar macht aus Bauernhof einen Bildhauerhof

Von Claudia Crodel 22.09.2018, 13:00
Der Bildhauer Steffen Ahrens arbeitet hauptsächlich draußen auf dem Hof, den er selbst umgebaut hat.
Der Bildhauer Steffen Ahrens arbeitet hauptsächlich draußen auf dem Hof, den er selbst umgebaut hat. Silvio Kison

Rumpin - Durch eine große Holztür gelangt man auf den Bilderhauerhof in Rumpin. Ein Baum voller roter kleiner Äpfel und zahlreiche Skulpturen jeglicher Größe, zu meist menschliche Figuren, fallen dem Besucher sofort ins Auge. Auch zwei verwitterte barocke Grabsteine vom alten Rumpiner Friedhof liegen dort und warten auf eine Restaurierung. Bildhauer Steffen Ahrens steht mit seiner Lederschürze im Hof. Dort ist sein Arbeitsplatz, und zwar zu jeder Jahreszeit. „Selbst bei Minusgraden“, erzählt er.

Steffen Ahrens und seine Frau Grit Berkner leben seit 16 Jahren in dem kleinen Ort Rumpin, kurz vor der Kreisgrenze zum Mansfelder Land. Sie haben einen alten Vierseitenhof wiederbelebt.

Hof in Rumpin: Als wir zum ersten Mal hierher kamen, konnte e man gar nicht aufs Grundstück gelangen

„Als wir zum ersten Mal hierher kamen, konnte e man gar nicht aufs Grundstück gelangen. Alles war total zugewuchert mit Eschen, Holunderbüschen und Brombeeren. Der Hof stand damals schon seit sechs Jahren verlassen da“, blickt er zurück. Gemeinsam mit dem damaligen Besitzer hätten sie sich mit einer Axt und mit Astscheren einen Weg gebahnt. Der Anblick, der sich dann bot, war nicht unbedingt einladend. Ein hässliches Blechtor, verfallene Ställe, eine riesige desolate Scheune. Und auch das Wohnhaus war in seinem damaligen Zustand eine Ruine. Trotzdem hatte es der Charme des Vierseitenhofes Steffen Ahrens und Grit Berkner von Anfang an angetan. Das war im Frühjahr 2002.

Ahrens, der ursprünglich aus Rostock stammt, hatte sein Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein nach Halle verschlagen, wo er nach dem Diplom zunächst noch weiter an tätig war - als Assistent von Professor Bernd Göbel. Doch dann wechselten er und seine Frau, die Grafik bei Professor Thomas Rug studiert hatte, in die Selbstständigkeit.

Küntlerpaar in Rumpin: Als Bildhauer braucht man ein Atelier mit viel Platz

„Wir musste eine Entscheidung treffen. Als Bildhauer braucht man ein Atelier mit viel Platz: Zumindest wenn man, wie ich, konventionell arbeitet mit - Stein, Holz und Bronze“, erklärt er. Ein Objekt zu mieten erschien ihm da als unsicher, weil man für ein Mietobjekt auch eine Kündigung erhalten könne. Er wollte also etwas Langfristiges, Eigenes. Außerdem wollten er und seine Frau mit den Kindern raus aus der Stadt, aufs Land. Und durch Bekannte seien sie dann auf den Hof in Rumpin aufmerksam geworden.

Ein halbes Jahr nach der ersten Besichtigung zog die Familie bereits in den kleinen, zur Gemeinde Salzatal gehörenden Ort. Zuerst erneuerten sie am Wohnhaus das Dach - und das mitten im Winter! „Es war kalt, das Dach war abgedeckt und nur mit einer Folie gesichert - und die Firma konnte plötzlich die Dachziegel nicht liefern, weil ihr Förderband eingefroren war“, so erinnert sich Ahrens.

Bildhauerhof in Rumpin: Jedes Jahr ein Zimmer erneuert

Stück für Stück habe man das Wohnhaus dann saniert und jedes Jahr ein Zimmer erneuert. Aus den Steinen des ehemaligen Schweinestalls entstanden eine Mauer und eine Treppe im Garten. „Fast alles haben wir selbst gemacht“, sagt der Bildhauer. Selbst die Elektrik, denn schließlich sei er gelernter Elektriker und auch mehrere Jahre in den Beruf tätig gewesen. „Man muss das ja zum Schluss von einem Meister abnehmen lassen“, erläutert er. Nur beim Dach sei eine Firma beauftragt gewesen.

Die Stapel mit gehacktem Holz im Hof verraten, dass die Künstlerfamilie ausschließlich mit Holz heizt. „Wir haben einen großen, alten Ofen in der Küche. Und den im Wohnzimmer habe ich selbst gebaut“, so Ahrens. Was ihn bei der Sanierung des Hofs antrieb, war etwas, das ihn etwa auch beim Gießen einer Bronze stets antreibt: „Aus Nichts etwas machen.“ Das sei ein gutes Gefühl. Auf dem Anwesen sei auch noch viel zu tun. Das reiche für Jahre. Da ist zum Beispiel die riesige Scheune, groß wie ein Kirchenschiff, aus Holz, Lehm und Sandstein. Ahrens schwebt vor, dort irgendwann eine Kunsthalle einzurichten, um dort eigene Arbeiten und Werke befreundeter Künstler zu zeigen. (mz)

Die Bronzeplatte gehört zu den jüngsten Arbeiten von Steffen Ahrens.
Die Bronzeplatte gehört zu den jüngsten Arbeiten von Steffen Ahrens.
Silvio Kison