1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Verdacht der gefährlichen Körperverletzung: AfD-Kandidat Sven Ebert: Verdacht der gefährlichen Körperverletzung

Verdacht der gefährlichen Körperverletzung AfD-Kandidat Sven Ebert: Verdacht der gefährlichen Körperverletzung

Von Robert Briest 25.05.2019, 10:17
Sven Ebert tritt für die AfD für den Gemeinderat Schkopau und den Kreistag an.
Sven Ebert tritt für die AfD für den Gemeinderat Schkopau und den Kreistag an. Robert Briest

Halle (Saale) - Wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt die Polizei in Halle offenbar gegen einen AfD-Kandidaten aus dem Saalekreis.

Laut der Mobilen Opferberatung, die den Fall publik machte, soll es sich dabei um Sven Ebert handeln. Der Umzugsunternehmer aus Hohenweiden kandidiert für die rechte Partei für den Gemeinderat Schkopau und den Kreistag.

Laut den Vorwürfen soll Ebert am 4. April vor der Harz-Mensa in Halle zwei 27 und 28 Jahre alte Studenten mit Pfefferspray verletzt haben. Laut der Mobilen Opferberatung hätten diese den vor der Mensa parkenden „stadtbekannten Rechten“ erkannt und versucht „seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen“. Der habe sie daraufhin als „bekloppte Arschlöcher“ und „Stalinisten“ beleidigt.

Dann habe er sie mit der Aufforderung „Geht mir aus meinem Dunstkreis“ völlig unvermittelt mit Pfefferspray angegriffen, schilderte die Mobile Opferberatung. Die Geschädigten hätten mit erheblichen Augen- und Hautreizungen im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Sven Ebert: Wechsel von den Grünen zur AfD

Ebert, der 2017 von den Grünen ausgeschlossen worden und dann zur AfD gewechselt war und immer wieder als Veranstalter kontroverser Lesungen etwa von Akif Pirinçci in Erscheinung tritt, bestätigt auf MZ-Anfrage den Einsatz von Pfefferspray. Er stellt die Situation jedoch als Notwehr da.

Unter anderem die beiden jungen Männer, die er „Faschostalinisten“ nennt, seien in den Monaten zuvor schon mehrfach in der Mensa an seinen Tisch gekommen, selbst wenn er dort mit seinem Sohn gesessen habe, und hätten zu ihm gesagt: „Wir wollen dich hier nicht.“ „Eigentlich müsste man den Leuten dafür links und rechts eine klatschen müssen, aber ich habe mich zurückgehalten“, sagt Ebert.

Über den fraglichen Tag im April erzählt der AfD-Politiker, dass einer der beiden Studenten auf sein Auto zu gerannt sei und gegen seine Scheibe geklopft habe: „Er brüllte irgendwas mit Nazi.“ Wortwechsel folgten. Er habe dann den Pfefferspray, den er seit Jahren zur Absicherung von Geldtransporten dabei habe, aus dem Auto geholt und warnend hochgehalten. Dann sei einer der beiden auf ihn zugesprungen, sagt Ebert.

Er habe die Situation als bedrohlich empfunden: Beide hätten dann vom ihm Sprühstöße ins Gesicht bekommen. Anschließend habe er selbst die Polizei gerufen. Er resümiert: „Ich habe sanfte Gewalt angewandt. Ich hätte auch anderes machen können, dann hätten sie aber wirklich einen Krankenwagen gebraucht.“

Die Polizei bestätigte zu dem Fall lediglich, dass sie gegen einen 50-Jährigen aus dem Saalekreis Ermittlungen einleiten würde und dass es im Januar im Bereich der Straße Harz in Halle eine Anzeige wegen des Verdachts der Beleidigung gab.

Konkrete Nachfragen, ob es Hinweise auf eine Notwehrsituation gibt oder Ebert tatsächlich, wie von ihm behauptet, selbst die Polizei alarmierte, beantwortete das Revier Halle mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht. Auch die Studenten wollten sich laut Opferberatung nach Rücksprache mit ihren Anwälten aus diesem Grund nicht gegenüber der MZ zu dem Vorfall äußern. (mz)