Abschussprämie für Wildschweine Abschussprämie für Wildschweine: Risiko für Schweinepest bleibt hoch

Merseburg/Nemsdorf-Göhrendorf - Tierseuchen haben es derzeit schwer, die mediale Dominanz von Corona zu durchbrechen. Doch im Schatten der Pandemie verbreitet sich in Europa auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter. Die EU registrierte zuletzt knapp 4.500 neue Fälle binnen drei Monaten. Slowakei, Rumänien, Ungarn, Bulgarien verzeichneten Anstiege der ASP-Funde.
Schwerpunkt der Seuche, die von Wild- auch auf Hausschweine übertragen werden kann und deren Erreger sich teilweise selbst in verarbeitetem Fleisch halten, ist jedoch Polen mit fast 2.000 Fällen. Einige traten zuletzt auch wieder in grenznahen Regionen zu Deutschland auf.
Saalekreis sieht eine „hohe“ Gefahr
Der Saalekreis sieht deshalb eine „hohe“ Gefahr, dass die APS auch nach Deutschland kommt. Um das Risiko vor allem für hiesige Landwirtschaftsbetriebe zu mindern, setzt der Kreis unter anderem auf weniger Wildschweine. Kurz vor dem Jahreswechsel beschloss der Kreistag eine Abschussprämie. 20 Euro bekommen Jäger nun pro getötetem Tier.
Der Kreis erlaubt sich derzeit allerdings noch kein Urteil, ob die Prämie den gewünschte Effekt hat. Das liegt auch daran, dass die internen Verwaltungsregeln zur Gewährung der Prämie erst im April fertig geworden sind, wie Kreisjägermeister Kay-Uwe Böttcher berichtet. Deshalb könne er nicht sagen, ob diese zu mehr Abschüsse führe.
Seit Neuestem können die Jäger sogar nachts auf Wildschweine schießen
Bisher hat der Kreis die Prämie 92 Mal ausgezahlt. Die Zahl der geschossenen Schweine dürfte höher liegen. So dokumentierte der Kreis nach eigene Angaben von Januar bis April 633 Trichinenuntersuchungen. Die sind bei Wildschweinen obligatorisch und Voraussetzung für die Zahlung der Prämie. Zudem müssen Jäger einen Wildursprungsschein und den Pürzel, das Schwanzende des Tieres, einreichen. Böttcher hatte im Vorjahr die normalerweise pro Jahr getöteten Schweine auf etwa 1.000 beziffert.
Seit Neuestem können die Jäger sogar nachts auf Wildschweine schießen. Wie Böttcher erklärt, erlaube das Land nun den Einsatz von Nachtsichttechnik auf Langwaffen für die Schwarzwildjagd. Bei totaler Finsternis sehe man zwar auch damit nichts, aber bei Mondlicht zeichne sich das Tier auf Entfernungen von 150, 200 Metern klar ab. (mz)