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50 Jahre Fanfarenzug Buna? 50 Jahre Fanfarenzug Buna?: Die Wende nicht überstanden

Von Melain van Alst 14.10.2018, 13:00
Das erste Mal in neuer Uniform spielte der Fanfarenzug Buna am 1. Mai 1970.
Das erste Mal in neuer Uniform spielte der Fanfarenzug Buna am 1. Mai 1970. Marco Junghans

Schkopau - Wenn Roland Biering die Chroniken des Fanfarenzugs Buna aufschlägt, fällt ihm zu fast jeder Veranstaltung etwas ein. Es sind Erinnerungen an eine für ihn spannende Zeit, mit vielen Höhepunkten und eine Leidenschaft, die ihn auch heute noch begleitet. Am Samstag haben sich ehemalige Mitglieder des Fanfarenzugs wiedergetroffen, ausgetauscht und ihre Erlebnisse Revue passieren lassen. In diesem Jahr hätte der Fanfarenzug 50 Jahre bestanden. Doch die Wende hat er - wie so viele andere - nicht überstanden.

1968 als der Fanfarenzug entstanden ist, gab es für junge Leute nur wenige Alternativen, erinnert sich Biering. Aus der Betriebsberufsschule Buna heraus kam die Idee zum Fanfarenzug, die von einem Lehrmeister umgesetzt wurde. „Ich war damals noch Lehrling und habe gleich mitmachen wollen“, sagt Biering. Die Musik habe ihn schon seit Kindertagen begleitet und in dem Fanfarenzug konnte er sein Hobby weiter ausleben.

Fanfarenzug Buna: Vor allem Lehrlinge rekrutiert

Von da an rekrutierten die Musiker vor allem Lehrlinge für den Zug. „Dadurch entstand aber auch eine hohe Fluktuation. Nach zwei bis drei Jahren Lehre sind viele wieder in ihre Heimat gegangen.“ Innerhalb von einem halben Jahr wurden die Neuzugänge fit gemacht. Zwischen September und April wurde viel geprobt. Offiziell begann die Veranstaltungssaison mit dem 1. Mai und endete mit dem Tag der Republik, am 7. Oktober. „Wir haben nicht nur auf politischen Veranstaltungen gespielt, auch auf Volks- und Pressefesten oder bei Sportveranstaltungen.“

Vor allem letztere haben Roland Biering sehr beeindruckt. 1970 habe das erste Boxturnier zum Chemiepokal stattgefunden und in jedem Jahr von Beginn an, habe der Fanfarenzug diese Veranstaltung musikalisch begleitet. „Das war schon besonders in der Eissporthalle vor 5.000 Menschen zu spielen.“ Auch das 5. Turn- und Sportfest in Leipzig sei ihm in Erinnerung geblieben. Mit insgesamt 2.000 anderen Musikern waren sie im Zentralstadion in Leipzig.

Fanfarenzug Buna: Durchschnittlich zwischen 50 und 70 Mitglieder

Durchschnittlich habe der Zug zwischen 50 und 70 Mitglieder gehabt. Es hat auch ein Jahr gegeben, in dem er 136 Mitglieder zählte. Wie viele Mitglieder über die Jahre im Fanfarenzug gespielt haben, vermag Biering nur zu schätzen. Es müssten aber über 1 000 gewesen sein.

Teil ihres Vereinslebens waren aber nicht nur Auftritte und Proben, auch Feste, Faschingsveranstaltungen und Trainingslager wurden regelmäßig veranstaltet. „Ich glaube man kann schon sagen, dass wir einer der anerkanntesten und profiliertesten Fanfarenzüge der DDR waren.“ Dadurch, dass es von Anfang an Männer und Frauen mitspielen durften, haben sich über die Jahre auch mehrere Paare gefunden, die dann im Beisein des Zuges geheiratet haben.

Fanfarenzug Buna: „Wir konnten noch einige Jahre von unseren Mitgliedern zehren, aber Nachwuchs fehlte“

Je näher jedoch die Wende rückte, desto weniger Interesse hätten die Lehrlinge gehabt. „Wir konnten noch einige Jahre von unseren Mitgliedern zehren, aber Nachwuchs fehlte“, sagt Biering. Über all die Jahre war der Zug vom Buna-Werk nicht nur gern gesehen, sondern auch finanziell unterstützt worden, um Uniformen oder Instrumente zu kaufen. Bilder zeigen, wie der Fanfarenzug auf dem Werksgelände geprobt hat, während im Hintergrund verschiedene Baumaterialien liegen.

Doch mit der Wende kam der Umbruch. „Die Menschen hatten einfach andere Sorgen.“ Die Baracke, in der sie außerhalb des Geländes probten, wurde irgendwann abgerissen. Das Werk konnte sie nicht mehr unterstützen. Das war nach gut 20 Jahren das Ende des Fanfarenzugs.

Ganz aufgeben wollten einige aber die Musik nicht und gründeten einen eingetragenen Verein, den der Musikvereinigung Halle/S. 68. „Das ist das Erbe des Fanfarenzuge“, sagt Biering. Er selbst war viele Jahre Vorsitzender des Vereins, aus dem die Blaskapelle „Thal-Saaler“ hervorgeht. In ihr bläst neben Biering nur noch ein ehemaliges Mitglied des Fanfarenzuges. (mz)

Achim Kuhn und Roland Biering kennen die Anfänge noch.
Achim Kuhn und Roland Biering kennen die Anfänge noch.
Marco Junghans