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100 Jahre Standort 100 Jahre Chemiestandort Leuna: Was ein mobiles Museum über die Geschichte der Chemie verrät

Von Melain van Alst 24.05.2016, 10:48
Sabine König, Geschäftsführerin des Carl Bosch Museums, und Gerda Tschira, Gründerin des Museums an der nachgebauten Laborbank.
Sabine König, Geschäftsführerin des Carl Bosch Museums, und Gerda Tschira, Gründerin des Museums an der nachgebauten Laborbank. Peter Wölk

Leuna - Wenn sie es schafft, geht Gerda Tschira zu fast jeder Eröffnung ihres Museums auf Achse. Auch nach Leuna war sie am Montag gereist, um beim ersten „Historischen Streifzug durch das Chemische Labor“ dabei zu sein. Damit verbunden, wurde der Auftakt zur Festwoche anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Chemiestandortes Leuna begangen.

Und so wie der Standort auf seine Geschichte zurückblickt, kann man im Museum auf Achse die Geschichte der Chemie und des chemischen Labors betrachten.

Mit einem Reisekoffer fing alles an

Die Idee dazu stammt von Gerda Tschira und ist schon ein paar Jahre her. „Angefangen hat alles mit diesem Reisekoffer“, erzählt sie. Als Gründerin des Carl Bosch Museums in Heidelberg habe sie eine Kiste kaufen können, in der kleinste funktionstüchtige Modelle von Geräten, Gefäßen und Kolben transportiert wurden. Noch vollständig waren die acht Schubfächer mit über 250 Glasgegenständen. Sie sollen benutzt worden sein, um potenziellen Käufern eine Vorstellung von den realen Gefäßen und Geräten zu geben.

„Ich fand es so schade, dass die Kiste immer verschlossen in einem Glaskasten stand. Ich wollte, dass es mehr Leute sehen können“, so Tschira. Daraufhin ließ sie von einem Tischler eine Laborbank im originalgetreuen Maßstab nachbauen, die ebenfalls im mobilen Museum, das direkt neben dem cCe-Kulturhaus parkt, zu sehen ist. Aber auch das war Tschira nicht genug. Es dauerte fast zwei Jahre, ehe eine Firma ein mobiles Museum bauen konnte, dass auch zusammengefaltet werden konnte. Es hat die Größe von einem Lkw-Anhänger und man braucht für Auf- und Abbau jeweils eine Woche.

Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Nun können Besucher beim „Historischen Streifzug durch das chemische Labor“ sehen, wie aus den Anfängen, als noch Probieren über Studieren ging, die Theorie mehr in den Vordergrund trat und dann auch Labore mit entsprechenden Geräten entstanden. Das Ende der Ausstellung ist die Gegenwart, in der viele Verfahren durch Computer in Forschungslaboren gemacht werden.

Die Ausstellung umfasst zum Teil noch originale Stücke, zum Teil aber auch Nachbauten. „Dafür haben wir uns Hilfe von einem Glasbläser geholt, der viele Gefäße gemacht hat“, sagt Sabine König, Geschäftsführerin des Carl Bosch Museums. Es gebe nicht mehr viele, die noch solche Gegenstände herstellen können. So habe dieser Glasbläser auch die Flakons für den Film „Das Parfüm“ hergestellt.

Das 100-jährige Jubiläum des Chemiestandortes in Leuna hat lange seine Schatten vorausgeworfen und soll nun mit einer Festwoche auch für die Öffentlichkeit begangen werden.

Montag, 23. Mai

15 Uhr Eröffnung „Museum auf Achse - Historischer Streifzug durch das Chemische Labor“, cCe-Kulturhaus Leuna; die Ausstellung wurde vom Carl-Bosch-Museum Heidelberg als Wanderausstellung konzipiert, und acht Themeninseln informieren über die Tradition chemischer Forschung; das Museum ist bis 9. September geöffnet

17 Uhr Ökumenischer Festgottesdienst in der Friedenskirche Leuna

18 Uhr In Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, Vortrag und Podiumsgespräch zum Thema „25 Jahre Kanzlerversprechen“ im cCe-Kulturhaus Leuna; zu den Gesprächspartnern gehören der ehemalige Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), Christof Günther, Geschäftsführer der Infra Leuna, und der ehemalige Staatssekretär Johannes Ludewig; Landrat Frank Bannert (CDU) hält ein Grußwort; Anmeldungen zur kostenfreien Veranstaltung sind nötig und möglich online unter

www.kas.de/sachsen-anhalt oder per Tel.: 0391/5 20 88 71 01

10 Uhr Fachsymposium „Leuna - Chemiestandort mit Zukunft“,

cCe-Kulturhaus; genauere Informationen zu den Fachvorträgen und der Anmeldung online unter: www.infraleuna.de

17 Uhr Ausstellungseröffnung „Leuna in der bildenden Kunst“, Galerie cCe-Kulturhaus Leuna; eröffnet wird sie von Christof Günther, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Infra Leuna, Marco Tullner, Kultusminister Sachsen-Anhalt, und Alexandra Kitzing, Leiterin der Galerie

16 Uhr Defa-Filmvorführung „Spur der Steine“, ein Defa-Film aus dem Jahr 1966 inklusive Filmeinführung von Paul Werner Wagner und anschließender Gesprächsrunde mit Rainer Karlsch, Autor des Buches „Leuna - 100 Jahre Chemie“

20 Uhr Pianolesung „Schweinegezadder“ mit Manfred Krug, cCe-Kulturhaus, Leuna; Karten für die Veranstaltung gibt es für zehn Euro an allen bekannten Vorverkaufsstellen

Noch bis 9. September kann das Museum auf Achse zu den Öffnungszeiten der Galerie im cCe-Kulturhaus in Leuna kostenfrei besucht werden.

Öffnungszeiten des Museums: dienstags und donnerstags von 11 bis 17 Uhr, mittwochs von 11 bis 19 Uhr, freitags von 11 bis 13 Uhr; zudem gibt es Sonderöffnungszeiten am 28. Mai, 4. Juni, 18. Juni, 20. August jeweils von 14 bis 17 Uhr und am 3. September von 10 bis 16 Uhr. (mz)

Von einem Glasbläser wurden diese Gefäße hergestellt.
Von einem Glasbläser wurden diese Gefäße hergestellt.
Peter Wölk
Ein chemisches Modell
Ein chemisches Modell
Peter Wölk