Rückkehr eines Klassikers Rückkehr eines Klassikers: «Rachenputzer» Krügerol wieder erfolgreich

Leipzig/dpa. - Krügerol war zu DDR-Zeiten nicht nur beiHalsschmerzen, sondern auch als Bonbon zwischendurch erste Wahl. Die«Rachenputzer» sind nach Unternehmensangaben seit fast acht Jahrenwieder erfolgreich am Markt. Dabei reicht die bewegte Geschichte ausMenthol und Minze 136 Jahre zurück. Der Apotheker Richard Krügergründete 1866 in Leipzig den Traditionsbetrieb alsFamilienunternehmen. Bei Experimenten mit ätherischen Ölen war er aufeine Formel gestoßen, die beruhigend auf die Atemwege wirkte.
Die Rezeptur gilt bis heute: «Keine Experimente @ das bewährteKrügerol-Rezept bleibt», versichert Klaus-Peter Henseler von derKlosterfrau GmbH (Köln), die das scharfe Bonbon seit 1994 vermarktet.Wurden die eiförmigen milchigen Bonbons vor über 100 Jahren meistmanuell gefertigt, kullern sie heute fast vollständig aus Maschinen.«Lediglich die Bestäubung mit Zucker, die so genannte Melierung, wirdvon Hand gemacht.» Der süße Puder dient als Antihaftbeschichtung, diedas Verkleben verhindern und vor Feuchtigkeit schützen soll.
Die meisten Zutaten kommen aus Deutschland, aber auch im fernenChina oder unter Spaniens heißer Sonne sprießen Krügerol-Kräuter.Dabei stand der Klassiker 1990 vor dem Aus, suchten Hustengeplagtevergeblich nach den orangenen Tüten in den Regalen. Erst 1994 wurdein einer Fertigungsstätte bei Magdeburg das Comeback des Klassikersgefeiert. Die Ostdeutschen fanden den «Kräutergarten zum Lutschen»zunächst zu einem Preis von unter einer Mark in den Läden wieder.
«Von Anfang an war klar: Die Marke bleibt in den neuen Ländern»,sagt Henseler. Bei den Menschen dort sei eine ausgeprägteMarkentreue, eine Art «Ost-Patriotismus» erkennbar. «F6-Zigarettenoder Spreewaldgurken verkaufen sich fast nur im Osten, genauso ist esmit Krügerol.» 90 Prozent des Umsatzes werde in den neuen Ländernerzielt.
«Seit 1994 konnten wir unsere heimische Marktstellungkontinuierlich ausbauen», sagt Henseler. Im vergangenen Jahr seienrund 4,67 Millionen Beutel abgesetzt worden, ein Plus von rund185 000 Stück gegenüber 2000. Und das, obwohl der Hustenbonbon-Marktrückläufig und die Konkurrenz groß sei. Der Absatz steige besondersvon Oktober bis März. «Die kalte Jahreszeit ist Krügerol-Zeit.» Umden Bedarf zu decken, werde im September die Produktion erhöht. Inder Saison fertigen rund 100 Angestellte die ovalen Drops. «NimmKrügerol zur rechten Zeit bei Husten und bei Heiserkeit» - Radiospotsund Plakate zitieren den alten Werbespruch. Im Internet sorgt dasdrollige Maskottchen Mr. K für Stimmung. Neu im Sortiment ist seit1997 die zuckerfreie Variante. Bewusstere Ernährung beflügele denVerkauf des neuen Bonbons, so Henseler.
Die Krügerol-Macher setzen ganz auf den Wiedererkennungseffekt:Auch Schriftzug und lachsfarbener Papierbeutel im «ostalgischen»Design wurden beibehalten. «Verpackung und Gestaltung gehören zumGesamtkunstwerk», betont Henseler. Für Fans werden die kleinen Helferseit 1999 in Sammlerdosen mit historischen Werbemotiven verpackt. Soversucht ein zwinkernder Zwerg den Verbraucher zum Kauf derlimitierten Blechbüchsen zu bewegen. Emailleschilder der Zwergen-Serie seien bereits ausverkauft.
Tests in Drogeriemärkten mit bundesweiter Reichweite verlaufenlaut Henseler vielversprechend. Der Bekanntheitsgrad von Krügerol imWesten nehme zu. Designer-Trends wie Kaugummis würden aber auch innaher Zukunft nicht bedient. Planspiele für neueProdukte befänden sich in einem frühen Stadium, sagt Henseler. Stolzpräsentiert er ein Telegramm von Otto Reutter an den Krügerol-Gründer aus dem Jahre 1906. Darin dichtete der Humorist: «Drei Tagewar der Reutter krank, jetzt singt er wieder - Gott sei Dank! - Undwodurch ward ihm wieder wohl? Durch Richard Krügers Krügerol!»