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Restaurant "Seeterrassen" Restaurant "Seeterrassen": Zander mit Aussicht

Von hans-ulrich köhler 10.02.2014, 09:44
Vom Restaurant „Seeterrassen“ aus kann man über den Süßen See in Seeburg hinüber zum Schloss blicken.
Vom Restaurant „Seeterrassen“ aus kann man über den Süßen See in Seeburg hinüber zum Schloss blicken. hans-ulrich köhler Lizenz

Seeburg/MZ - Das Feuer prasselt im Kamin. Draußen ruht still der See, der Süße See zu Seeburg. An seinem Südufer gibt es seit wenigen Wochen erst ein Restaurant, das auf den Sommer wartet. Dafür hat es sich der hallesche Gastronom Lubomir Danailow wohl zu allererst erdacht. Der Neuling im Revier heißt „Seeterrassen“. Er liegt genau dem Schloss gegenüber, wo ehemals ein Pommes- und Wurst-Kiosk stand, dessen Personal im neuen Haus mitarbeitet.

Zwei Seiten des Restaurants sind komplett verglast mit einer Fensterfront, die vom Boden bis zum Dach reicht. Das hat dieser Tage einen besonderen Charme. Man sitzt quasi drinnen draußen, keine zehn Meter entfernt vom Seeufer, wo sich letzten Sonntag noch das Eis festgesetzt hatte, während innen wohltemperiert spanische Musik für Sommergefühle sorgte.

Ein weiß lackiertes Porzellanschild mit unserem Namen darauf markiert den Tisch, eine nette kleine Geste zum Empfang. Tisch 2 haben wir vorsätzlich ausgewählt. Denn er steht mit zwei anderen Tischgruppen gut einen halben Meter erhöht auf einem podestartigen Aufbau. Er nimmt links vom Eingang die gesamte Wandflucht ein, wo eine ebenso lange dunkle, abgesteppte Lederbank mit mannshoher Rückenlehne die allerbeste Aussicht auf den See bietet.

Die Auswahl

Was isst man am See? Fisch wäre eine gute Idee. Die Speisekarte ist sehr übersichtlich, acht Gerichte stehen zur Wahl, kosten von 9,50 Euro (Eisbeinsülze) bis 23,50 Euro (Rinderfilet), Unerwartetes wird hier keinen Gast verunsichern. Den Kampf zwischen Forelle (14,20 Euro) und Zander gewinnt der Zander, angerichtet an Kartoffel-Möhrchen-Ragout (15,90 Euro). Dann eilt die Fantasie los: Schwamm der Zander eben noch draußen im Süßen See oder im benachbarten Kerner See? Aus der Küche kommt ein klares Nein.

Egal woher, der Zander hat eine Vorspeise verdient, ein Kontrast soll es sein - Rindercarpaccio (10,50 Euro). Vorspeise zwei ist ein „In-Salat“, Ziegenkäse mit Ruccola, neugierig macht der dazu versprochene Thymianhonig (7,90). Zweites Hauptgericht wird das Rinderfilet mit Pfeffersauce und Kartoffelgratin, 200 Gramm. Geht es auch kleiner? Nein, leider nicht, sagt die überaus freundliche Kellnerin, die sich im Gespräch als Chefin des Hauses zu erkennen gibt.

Christiane Schildbach legt uns einen 2011er Rotwein vom anderen Seeufer nahe, ein Spätburgunder von der „Seeburger Himmelshöhe“ (19,50 Euro die Flasche), ein Weinberg von 1570, im Jahr 1998 neu aufgerebt. Wir danken für die kundig vorgetragene Empfehlung, aber ein 2008er Rioja (27,50 Euro) ist unser Favorit, eine vorzügliche Wahl, wie sich zeigte. Der Zander wird uns den Stilbruch verzeihen, wohl auch Frau Schildbach, die bis 1998 an der Kunsthochschule in Halle studiert hat und nebenher heute noch ein Brautmodenatelier in der Saalestadt betreibt, ausschließlich mit eigenen Entwürfen.

Moderne Eleganz

Als Frau vom Design-Fach fühlt sie sich in den Seeterrassen besonders wohl. Denn das hallesche Architektenbüro Grieb und Mönch hat das Restaurant bis ins kleinste Detail innen wie außen so gelungen durchgestylt, dass man staunt über die wunderbar schlichte, moderne Eleganz. Sie setzt einen belebenden Kontrapunkt zum Ambiente des traditionellen mansfeldischen Landgasthofes.

70 Plätze hat das Restaurant innen, einer der wenigen Gastronomie-Neubauten weit und breit. Bis zu 330 Leute, so schwärmt Danailow, bekäme er zusätzlich direkt am Wasser unter, wo Boote warten und wo es romantisch werden kann, wenn links am Seeende die Sonne untergeht oder der „See in Flammen“ Tausende anlockt, was auch so eine Danailow Idee war. In Halle kennt man ihn als Macher der Händels-Open. Ganz Geschäftsmann sieht er schon jetzt die amerikanischen Touristen im Lutherjahr 2017 auf seinen Terrassen Station machen. Vielleicht bei einem Luther-Burger? Vielleicht, lacht Danailow, warum nicht, ich merke es mir. Aber jetzt erst mal Ihre Vorspeise!

Das Carpaccio lässt tief Luft holen. Ganz schön mächtig, was da unter einer dicken Parmesan-Späneschicht liegt. Aber richtig lecker gemacht, beinahe eiskalt die hauchzarten Scheiben. Knackiger Salat? So wie hier serviert, muss er sein, ausgezeichnet. Warum aber die vier Toastecken? Weg damit! Das Gericht lebt ohne sie bestens. Beim Ziegenkäse-Salat ist alles so, wie man es erwartet, guter Standard, keine Frage. Und der Thymian-Honig! Der kitzelt den Gaumen und fügt sich mit dem Käse zu einem schönen Ensemble.

Süduferstraße 1

06317 Seeburg

Telefon: 034774 - 718740

www.seeterrassen-seeburg.de

Geöffnet: zur Zeit Freitag ab 14 Uhr, Sonnabend und Sonntag ab 11.30 Uhr bis zum letzten Gast, ab März täglich außer Montag. Momentan ist noch keine Zahlung mit EC- oder Kreditkarte möglich.

Den Zander hat die Küche perfekt hinbekommen. Lange nicht so gut Fisch gegessen. Kross gebraten außen, zart innen. Das Ragout aus Möhrchen und Kartoffeln ist nicht alltäglich, ein interessanter Versuch, der sich genießen lässt. Ein wenig ausgelassene Butter belebt gewiss den Genuss eines Fischs - aber der Zander hier ist lange genug geschwommen, er muss nicht auf dem Teller in Butter schwimmen. Weniger ist mehr!

Das Rinderfilet ist den Seeterrassen-Köchen - alle aus dem Mansfeldischen - bestens gelungen, obwohl fast fünf Zentimeter stark. Es ist durch und doch hinreichend elastisch und saftig, in guter Distanz zu medium. Pikant die Pfeffersoße, in der sich die Körner knacken lassen, viele Körner, sehr feurig. Und dann diese Schüssel rechts, voll mit Kartoffel-Gratin. Die Sache selbst tadellos, so schätzt man gutes Gratin. Aber, liebe Köche, wer soll das aufessen, auch wenn es vorzüglich schmeckt?

Die kleine Leckerei zum Schluss aber geht noch - und macht Freude. Bratapfel, gefüllt mit Rosinen und Marzipansplittern, dazu Butterkarameleis (6,90 Euro). Ein „Tüpfelchen“ Sahne war avisiert. Aus dem Tüpfelchen ist dann auf dem Weg von der Karte auf den Teller ein kleiner Sahneberg geworden... Der schmälert aber nicht das Fazit: Guter Start, hier geht man gern wieder hin. Ein wenig mehr Augenmaß ist für die Zukunft gewiss ein gutes Rezept in den Seeterrassen, die eine erfrischende Bereicherung der kulinarischen und architektonischen Vielfalt der Gastronomieszene in der Region sind. Man möchte alle Daumen drücken für eine gelungene Terrassen-Saison.

Vom Restaurant führt die Terrasse direkt zum Seeufer.
Vom Restaurant führt die Terrasse direkt zum Seeufer.
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70 Gäste haben innen Platz, bis zu 330 auf der Terrasse draußen.
70 Gäste haben innen Platz, bis zu 330 auf der Terrasse draußen.
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