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Reformationsjubiläum 2017 in Sachsen-Anhalt Reformationsjubiläum 2017 in Sachsen-Anhalt: Kosten übersteigen deutlich die geplanten 75 Millionen Euro

Von Hendrik Kranert-Rydzy 05.10.2015, 18:55
Ein Kran steht auf einer Baustelle neben der Kuppel des Turmes der Schlosskirche in Wittenberg.
Ein Kran steht auf einer Baustelle neben der Kuppel des Turmes der Schlosskirche in Wittenberg. dpa Lizenz

Wittenberg/eisleben - Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 in Sachsen-Anhalt wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Insgesamt steigen die Kosten um 8,6 Millionen Euro, das sind mehr als zehn Prozent der geplanten Gesamtsumme von 75 Millionen Euro. Dies geht aus einem Zwischenbericht des Kultusministeriums an den Landtag hervor, der der MZ vorliegt. Preistreiber sind vor allem die Baumaßnahmen in Wittenberg am Schloss, an der Schlosskirche und am Augusteum. Durch Kürzungen ist es zwar gelungen, die Mehrkosten auf rund 3,2 Millionen Euro zu drücken. Dies geht aber massiv zulasten der Öffentlichkeitsarbeit, der Förderung kultureller Projekte und von Bildungsangeboten sowie Bauvorhaben an anderen Luther-Gedenkstätten.

Kultusministerium bestätigt die Probleme

„Das werden Beton-Festspiele“, prognostiziert deshalb auch Haushaltspolitiker Olaf Meister (Grüne), „weil die Baukosten ausufern und Fördermittel nicht kommen, wird in erheblichem Umfang bei nicht-baugebundenen Projekten gekürzt.“ So wurden die Ausgaben für das touristische Marketing um eine Million Euro verringert. „Deutlich reduziert“ wird laut Ministerium auch der Posten für all jene Projekte, die das Luther-Jubiläum inhaltlich füllen sollen: Statt 9,9 sind es nur noch 7,4 Millionen Euro. Davon ist das Gros aber bereits geflossen oder durch Förderbescheide gebunden, so dass für Projekte in den Jahren 2016/17 gerade noch 1,3 Millionen Euro bleiben. Gestrichen wurden unter anderem: die Ausstellung „Gegen Kaiser und Papst“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg, die Vorbereitung einer szenischen Inszenierung „Luther“ im Wittenberger Schlosshof sowie Zuschüsse für eine Sonderausstellung in Brüssel. Das Kultusministerium bestätigt die Probleme: „Bei Eingriffen in historische Bausubstanz ist man von Überraschungen nicht gefeit“, sagte Sprecher Martin Hanusch. Außerdem schlagen Kostensteigerungen zu Buche, die durch den langen Planungs- und Bauzeitraum von fünf Jahren entstanden seien. Hanusch verteidigte auch die Kürzungen bei Projekten: „Wir müssen erst die baulichen Voraussetzung für inhaltlich Angebote schaffen.“

Infolge der gestiegenen Baukosten und eines bereits eingetretenen Bauverzugs droht das Jubiläum nach seinem geplanten Ende 2017 weiter Geld zu kosten - oder aber Bauprojekte bleiben unvollendet. Dazu gehören die weitere Sanierung des Augusteums, in dem eine Nationale Sonderschau zu Luther gezeigt werden soll. Mit dem zweiten Bauabschnitt kann aber erst jetzt begonnen werden, weil dort bis vor Kurzem die Cranach-Landesausstellung lief. Fertiggestellt werden sollen im Augusteum daher nur jene Bereiche, „die für die Durchführung der Sonderausstellung unbedingt notwendig sind“, heißt es im Bericht des Ministeriums. Bei „zeitlichen oder finanziellen Engpässen“ soll die Baumaßnahme beendet werden. Dabei ist bereits jetzt klar, dass mehr Geld für das Augusteum benötigt wird - aber keines mehr da ist.

Sondersitzung soll sich mit Finanzlage auseinandersetzen

Nach derzeitigem Stand unfertig dürften auch die Wittenberger Stadtkirche St. Marien sowie die Kirchen St. Annen und St. Andreas in Eisleben bleiben. Hier hat der Bund Fördermittel nicht bewilligt. Das Land sieht sich angesichts der Finanzprobleme im Luther-Haushalt aber außerstande, finanziell in die Bresche zu springen: „Deshalb müssen innerhalb der Gemeinde Alternativen entwickelt werden, um den Baumfang der Maßnahme mit den Finanzierungsmöglichkeiten in Übereinstimmung zu bringen.“ Nach Angaben des Kulturpolitikers Stefan Gebhardt (Linke) soll sich der Kulturausschuss des Landtages mit den Problemen auf einer Sondersitzung beschäftigten. Dazu sollen auch Vertreter aus den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben eingeladen werden. (mz)