Querfurt Querfurt: Zirkus-Tiger verletzt einen 45-jährigen Mann schwer
Querfurt/MZ. - Gedrückte Stimmung herrscht unter den Artisten des Zirkus Paul Busch, der derzeit in Querfurt gastiert. In Gesprächen ging es am Donnerstag immer wieder um den Unfall, der sich am Mittwochabend ereignete. Ein 45-jähriger Mann aus Zwickau hatte seinem Freund, dem Zirkusdirektor, beim Aufräumen helfen wollen. Offenbar eine Unaufmerksamkeit brachte ihn zu nahe an die Tiger-Käfige. Und dann ging alles sehr schnell.
Ein Tigerweibchen langte mit beiden Pranken durch die Gitterstäbe und erwischte den Mann am linken Arm. "Der Arm wurde durch die Hiebe förmlich aufgerissen, man konnte Knochen und Sehnen sehen", schilderte Zirkus-Direktor Christoph von Braunberg, der während des Unfalls nur wenige Meter neben seinem Freund gestanden hatte. "Ich habe sofort erste Hilfe geleistet, aber die Wunde war sehr tief." Der schwer verletzte Zwickauer wurde sofort ins Querfurter Klinikum gefahren und von dort mit dem Rettungshubschrauber ins Universitäts-Krankenhaus nach Halle geflogen. "Sein Zustand ist ernst, er ist aber wieder ansprechbar", berichtet der Zirkusdirektor. Er erklärt sich die Attacke damit, dass die Tigerin ihr Revier verteidigen wollte. "Es sind Raubtiere, das darf man nie vergessen." Verhaltensauffälligkeiten habe niemand vom Zirkus-Personal zuvor an den Tigern bemerkt, so von Braunberg. Vor allem das sibirische Tigerweibchen "Seylom", das seinen Freund so schwer verletzte, gelte als ruhiges Tier. Ähnliche Unfälle habe es in dem Zirkus noch nie gegeben. Die Tigershow ist fester Bestandteil des Programms. Acht Tiger sind im Besitz des Zirkusunternehmens. "Einige von ihnen fressen in der Manege sogar Fleischbrocken aus den Händen des Dompteurs", so von Braunberg. "Aber in die Käfige traut sich niemand. Das wäre lebensgefährlich für uns. Die Krallen und Zähne der Tiere sind messerscharf." Auch nach dem Unfall werde die Tiger-Nummer Teil der Vorstellung bleiben. Die Behörden des Landkreises Merseburg-Querfurt sehen keinen Handlungsbedarf. "Nur aufgrund des Unfalls unternehmen wir nichts", sagte Amtstierärztin Elisabeth Fröhlich auf Anfrage. Allerdings werde man heute die Haltungsbedingungen routinemäßig überprüfen. Der Zirkus Paul Busch ist Stammhaus einer der ältesten Zirkus-Dynastien der Welt. Das Unternehmen wird heute vom Enkel des Gründers geführt. Zum Tross gehören 90 Mitarbeiter und rund 80 Tiere. Bis Sonntag gastiert der Zirkus noch in Querfurt auf der Festwiese, am frühen Nachmittag wird es die letzte Vorstellung dort geben. (Foto: MZ)