Prozess um Elefant «Rani» Prozess um Elefant «Rani»: Nach drei Tagen ist von den Vorwürfen nichts mehr übrig
Zerbst/MZ. - Es riecht streng im Zerbster Amtsgericht an diesem Morgen. Es ist der dritte Tag des Prozesses um den Todes des Elefanten Rani, und der Pathologe Karl-Friedrich Reckling hat zwei große blaue Müllsäcke dabei. Darin: Die mächtigen Oberschenkelknochen des Dickhäuters, der im Januar vergangenen Jahres hatte eingeschläfert werden müssen.
Weil Karl-Heinz Köllner, Chef des Zirkus "Harlekin", das Tier nach einem Beinbruch vernachlässigt habe, meint Staatsanwalt Frank Fresow. Tierrechtler hatten dem 57-Jährigen vorgeworfen, er habe Rani in einem kalten, feuchten Schweinestall gehalten, sie kaum gefüttert und ihr eine Therapie verweigert.
Ein Jahr danach läuft das Verfahren allerdings anders als erwartet. Was zur Abrechnung mit einem Tierquäler werden sollte, kippt ins Gegenteil. Nicht diverse Vorstrafen des Angeklagten, von der Tierrechtsorganisation Peta zu Prozessbeginn öffentlich gemacht, sind Thema. Sondern der Umstand, dass Rani nach ihrem Unfall kaum eine Chance auf Heilung hatte. Auch Karl-Friedrich Reckling kommt mit Blick auf die präparierten Knochen zu diesem Urteil. Zwar sei der Bruch im linken Bein verheilt, sagt der erfahrene Veterinär, "doch dabei handelt es sich nicht um eine feste Verbindung".
Wo Ranis rechter Schenkelknochen gerade und schmal ist, wuchert links eine Wulst aus wildem Gewebe. "Das linke Bein war nach dem Zusammenwachsen 15 Zentimeter kürzer", sagt Reckling, "und der Knochen ist mit 16 Kilogramm doppelt so schwer wie normal." Eine Rückkehr ins normale Leben sei für Rani nicht möglich gewesen, glaubt der Zerbster Amtstierarzt Hartmut Knobloch. Der Bruch sei so kompliziert gewesen, dass "die Medizin hier an ihre Grenzen stößt". Auch ohne Vernachlässigung, für die der Prozess bisher keine Belege erbrachte: Rani stand nach mehreren Zeugenaussagen weder in einem Schweinestall, noch kalt oder feucht. "Sie war gut genährt und ansprechbar", erinnert sich Knobloch, "der Stall war beheizt und man sah, dass man sich um das Tier bemühte."
Fakten, die Peta seit Monaten bekannt waren. "Ich verfüge über alle Gerichtsakten", sagt Peta-Aktivist Edmund Haferbeck. Die Unterlagen, die nur Prozessbeteiligte haben dürften, hat sich der grüne Stadtratsabgeordnete von Schwerin offenbar über den von ihm gegründeten "Bundesverband zum Schutz vor Rechtsmissbrauch" beschafft. Haferbeck wusste so genau um die Hintergründe von Ranis Tod. Dennoch malte Peta weiter am Bild des Karl-Heinz Köllner als finsterem Tierquäler: Der sei ein "gefährlicher Mann", habe Rani "jahrelang gequält" und sie "umgebracht", hieß es noch zu Prozessbeginn.
Für den Sachsen und seine Familie hatte das Folgen. "Plakate wurden abgerissen", erzählt Hedwig Köllner, "mein Mann bekam gesundheitliche Probleme." Er habe nicht gewusst, in was er da geraten sei, sagt Köllner selbst: "Ständig mussten wir uns gegen Vorwürfe von Leuten verteidigen, die unsere Tiere nie gesehen haben."
Vorwürfe, die er von Anfang an zurückgewiesen hat. "Ich liebe meine Tiere - aber das wollte niemand hören." Zu laut war der Protest der Tierrechtler, die zum Prozessauftakt noch im Gerichtssaal ihre Infomappen verteilten. Dass darin nicht einmal die halbe Wahrheit stand, kommentiert Edmund Haferbeck knapp. Es sei doch klar, dass man einseitig Stellung nähme. Oder aber gar nicht: Zur Verhandlung gestern waren erstmals keine Tierrechtler mehr im Publikum.