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Prozess Prozess: Mohren hofft auf Bewährung

Von KATRIN LÖWE 10.09.2009, 17:55
Der ehemalige Sportchef des MDR-Fernsehens, Wilfried Mohren (rechts) (FOTO: DDP)
Der ehemalige Sportchef des MDR-Fernsehens, Wilfried Mohren (rechts) (FOTO: DDP) ddp

LEIPZIG/MZ. - Am Ende zeigte sich Wilfried Mohren wieder entspannt. Er sei zufrieden, sagte er den Journalisten im Plauderton. Gerade hatte sich die Wirtschaftsstrafkammer des Leipziger Landgerichts zu einem Handel bereiterklärt: Sollte der ehemalige Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) ein glaubhaftes Geständnis ablegen, drohen ihm nicht mehr als zwei Jahre Haft auf Bewährung und eine Geldstrafe in Höhe von 360 Tagessätzen. Mohrens Frau würde mit einer Geldstrafe davonkommen.

331 000 Euro kassiert

Exakt 51 Minuten brauchte Staatsanwältin Karin Schreitter-Skvortsov, um die Liste der Vorwürfe gegen das Ehepaar sowie zwei Sportmanager vorzutragen. Mohren werden 19 Fälle von Bestechlichkeit, zudem Vorteilsnahme, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Das "System Mohren" ist in der Anklage schnell erklärt: Wer als Sportveranstalter oder Sponsor mehr Aufmerksamkeit beim MDR finden wollte, musste zahlen. Von Ende der 90er Jahre bis 2005 sollen so knapp 331 000 Euro am Sender vorbei in Mohrens Taschen geflossen sein. Im Gegenzug habe der für eine breite öffentlich-rechtliche Berichterstattung gesorgt und dafür, dass dabei die Logos der Betreffenden "garantiert nicht übersehen werden konnten". Allein 83 000 Euro habe Mohren für nie geleistete Moderationstätigkeiten bei Fußballturnieren der Techem AG erhalten. Kassiert habe er zudem von der Stiftung Deutsche Sporthilfe, deren damaliger Vorsitzender Hans-Ludwig Grüschow heute mit auf der Anklagebank sitzt. Zur Verschleierung gingen die Gelder laut Anklage an die Veranstaltungsagentur von Mohrens Frau. Teilweise soll das Geld von Werbeagenturen auf ihr Konto gezahlt worden sein - so etwa 91 000 Euro, damit Mohren die Hasseröder Brauerei in gutes Licht rückt.

Aufgeflogen war der Skandal über die Affäre des Sportreporters Jürgen Emig vom Hessischen Rundfunk, der mit einem Partner ein ähnliches System betrieben hatte. Emig wurde Ende 2008 zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Während der Ermittlungen gegen ihn waren Zahlungen an Mohrens Frau bekannt geworden, um der "Top 10"-Motorrennsport-Serie stärkere Medienpräsenz zu verschaffen. Der "Top 10"-Chef ist nun ebenfalls angeklagt. Mohren selbst wird zu guter Letzt vorgeworfen, den MDR bei Dienstreiseabrechnungen betrogen und Werbungskosten beim Finanzamt falsch abgerechnet zu haben.

Am Mittwoch hatten sich der Reporter und seine Frau überraschend zu 380 000 Euro Schadenersatz-Zahlung an den MDR bereiterklärt - ein Fingerzeig an das Gericht für den Handel, dem am nächsten Prozesstag aber auch die gestern noch abgeneigt wirkende Staatsanwältin zustimmen müsste.

Vermögen gepfändet

Mohren, der zwischenzeitlich unter anderem auf einem Kreuzfahrtschiff und für den Leipziger Stadionbetreiber Michael Kölmel arbeitete, ist derzeit ohne Job. Sein Vermögen wurde gepfändet. Die Leasing-Raten für das Auto würden die Schwiegereltern zahlen, seine finanzielle Situation sei "schmerzvoll", sagte er. "Ich war ein überschaubar bezahlter Reporter, der kein Geld in Liechtenstein hat."