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Prozess in Gera Prozess in Gera: 36-Jähriger bestreitet Betrug mit Erotik-Chats

13.01.2014, 11:58
Justitia ist die Personifikation der Gerechtigkeit. In der Neuzeit steht Justitia für strafende Gerechtigkeit oder das Rechtswesen.
Justitia ist die Personifikation der Gerechtigkeit. In der Neuzeit steht Justitia für strafende Gerechtigkeit oder das Rechtswesen. DPA/SYMBOL Lizenz

Gera/dpa - Mehr als 291 000 Euro soll ein 36-Jähriger aus Gera mit Computerbetrügereien rund um Erotik-Chats ergaunert haben - zum Prozessauftakt am Montag hat er die Vorwürfe bestritten. „Das sind legitime Umsätze gewesen“, sagte er vor dem Landgericht Gera. Freundinnen hätten sich vor den Webcams präsentiert und er habe die Chattexte geschrieben. Die angeblich beteiligten Frauen wollte er jedoch nicht benennen, nicht einmal ihre genaue Zahl konnte er dem Gericht sagen. Verträge habe es nicht gegeben, es sei auch kaum Geld an die Frauen ausgezahlt worden. Vielmehr sei das Ziel gewesen, den Betrag durch Aktiengeschäfte zu mehren, erklärte der Angeklagte.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dagegen vor, den Server eines Internetdienstleisters aus Hessen, der eine Plattform samt Finanzverwaltung für Erotik-Webcams anbietet, gehackt zu haben. Dort soll er über Jahre hinweg mittels eines ausgespähten Passworts Daten zugunsten fingierter Profile manipuliert haben. So seien über das automatische Abrechnungssystem teils fünfstellige Beträge auf eines seiner Konten überwiesen worden. Ziel war nach Überzeugung der Anklage, sich zu bereichern und mit dem erschlichenen Geld seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Vor Gericht steht auch ein 24-Jähriger aus Bremen, auf dessen Konto Geld aus diesen Betrügereien geflossen sein soll. Er wollte sich zum Prozessauftakt jedoch vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern.

Heimlicher Mitschnitt von Telefonaten für die Bürgermeisterwahl

Die Computerbetrügereien sind nicht die einzigen Straftaten, die dem 36-Jährigen vorgeworfen werden. So soll er heimlich Telefonate mit Mitarbeitern des Landesverwaltungsamtes und des Sozialministeriums mitgeschnitten und auf seine Internetseite für die Oberbürgermeister-Wahl im Frühjahr 2012 gestellt haben. „Ich habe das im öffentlichen Interesse gemacht“, rechtfertigte er das Vorgehen. Mit den Telefonaten habe er auf witzige Weise zeigen wollen, wohin sich die Stadt Gera entwickle. Statt den Chefsessel im Rathaus - er erhielt damals 2,8 Prozent der Stimmen - brachte ihm dies Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein.
Der Vorsitzende Richter Berndt Neidhardt machte am Montag keinen Hehl daraus, dass er an der Version des Angeklagten einige Zweifel hat. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage bis Mitte Februar anberaumt.