Prozess Prozess: Einstellung des Verfahrens gegen «Bandidos» gefordert
Erfurt/dpa. - Dies sei ein starker Verfassungsbruch, den er in solcherWeise noch nie erlebt habe, sagte er beim ersten Verhandlungstag amMontag. Oberstaatsanwalt Thomas Riebel wies die Vorwürfe zurück. Fürdie Anklage seien keine geschützten Gespräche zwischen dem Anwalt unddem von ihm vertretenen «Präsidenten» des Clubs genutzt worden. Diesechs für die Anklage genutzten Gespräche bezögen sich nur aufVerfahren anderer Angeklagter. Sie dürften deshalb verwendet werden,sagte Riebel. Das Gericht unterbrach die Verhandlung für Beratungen.
Angeklagt sind sechs Mitglieder des in Weimar ansässigenMotorradclubs, unter anderem wegen Bildung einer kriminellenVereinigung und versuchten Mordes.
Die Verteidiger stellten außerdem einen Befangenheitsantrag gegenden Vorsitzenden Richter, da er ein Verbot der Jacken mitVereinsemblem im Gericht erlassen hatte. Gegen den «Präsident», dersich widersetzte, wurde ein Ordnungsgeld von 500 Euro verhängt.Weitere Mitglieder, die sich weigerten, die sogenannten «Kutten»abzulegen, durften nach Angaben der Verteidigung nicht ins Gericht.
Der Prozess hatte unter starken Sicherheitsvorkehrungen undmassiver Polizeipräsenz vor und im Gericht begonnen. Hintergrund sinddie inzwischen auch in Thüringen ausgetragenen Auseinandersetzungenzwischen «Bandidos» und den «Hells Angels». Ein Mitglied der erstseit kurzem in Erfurt aktiven «Hells Angels» war Ende Dezember inErfurt niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden. AlsTatverdächtige sitzen seitdem vier «Bandidos» in Untersuchungshaft.
Angeklagt im Erfurter Prozess sind sechs Männer im Alter von 29bis 40 Jahren. Bis auf den «Präsidenten» sitzen sie ebenfalls inUntersuchungshaft. Die «Bandidos» streben nach Ansicht derStaatsanwaltschaft die Vormachtstellung in der Türsteher-, Tattoo-und Rotlichtszene Mittelthüringens an. Die Mitglieder des im Oktober2007 gegründeten Bandidos-Ablegers Jena-Weimar haben inzwischen 150Ermittlungsverfahren am Hals. In Gera stehen seit vergangenem Junineun Männer wegen schweren Bandendiebstahls vor Gericht, darunterauch einer der in Erfurt Angeklagten.
Der Kopf der Gruppe war im vergangenen April vom Vorwurffreigesprochen worden, den Besitzer eines Weimarer Tattoo-Studios zuZusammenarbeit oder Abgabe seines Ladens erpresst zu haben.Widersprüchliche Aussagen der Hauptbelastungszeugen reichten demGericht nicht aus, während die Staatsanwaltschaft vier Jahre Haftgefordert hatte.