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Professorin Gesine Foljanty-Jost Professorin Gesine Foljanty-Jost: Japan im Herzen

Von Cornelia Fuhrmann 19.03.2014, 14:38
Gesine Foljanty-Jost
Gesine Foljanty-Jost Silvia Zöller Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Japan gehört ein großer Teil von Gesine Foljanty-Josts Herz. Die Faszination für das ferne asiatische Land ist ihr anzumerken, auch nach - oder gerade wegen der - vielen Jahrzehnten, die sie sich damit beschäftigt. Für ihr außerordentliches Engagement um die deutsch-japanischen Zusammenarbeit bekam sie kürzlich in Berlin den Orden der aufgehenden Sonne am Band verliehen. Sozusagen das japanische Pendant zum Bundesverdienstkreuz.

Früher ein Exot

Heute ist sie Japanologie-Professorin und Prorektorin an der Universität Halle, baute das Fach nach der Wende mit auf. Früher war sie kurz nach dem Abitur das erste Mal in Japan und später als Studentin dieses Fachs ein Exot. „Wir waren vier Studenten im ersten Semester, als ich angefangen habe“, sagt sie, deren Fächer eigentlich Politikwissenschaft und Soziologie waren. Seit fünf bis acht Jahren sorgen vor allem Mangas und Animes, japanische Zeichentrickserien, dafür, dass viele junge Menschen Japanologie studieren wollen. „Manga sind definitiv ein Türöffner, aber meine Verantwortung an der Uni ist es, Studenten in das Verständnis für Japan mitzunehmen. Das Studium besteht nicht aus Manga, sondern der Sprache, der Kultur, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragestellungen“, sagt sie.

In Bonn habe sie damals richtig mit der Japanologie angefangen, und alle Aspekte kennengelernt. Für sie stand immer fest, dass sie nicht Lehrerin werden wollte, so wie es die Eltern gern gesehen hätten, und dass sie ganz weit weg wollte - Japan eben. Dass sie dann im Uni-Betrieb gelandet sei, habe sich so ergeben, sagt sie rückblickend. Denn es habe durchaus auch zu Zeiten, als sie in Japan lebte, Angebote gegeben, dort in die Wirtschaft zu gehen. Doch erst habe sie ihren Abschluss machen wollen und ging zurück nach Deutschland, wo sie dann eine Stelle an der Uni angeboten bekam. Später waren es ihre Kinder, die in den 1980er Jahren nach ihrer Promotion den Ausschlag gaben, nicht in Japan zu bleiben. „Aber ich bin so oft in Japan und die Japaner sind so oft in Halle, das ist ein ganz enger Austausch“, erklärt Foljanty-Jost, weswegen die räumliche Distanz kaum eine Rolle spielt.

Ihre Lieblingsregion in Japan sei die „Rückseite“, die die China zugewandt sei, vor allem die Gegend um Okinawa. „Dort ist nicht das Mainstream-Japan wie in Tokio, sondern das Land noch ursprünglich“, sagt Gesine Foljanty-Jost.

Den Deutschen würde sie manchmal den japanischen Umgang miteinander wünschen; einen Umgang, der auf Kompromisse aus sei und jeder Seite ermögliche, ihr Gesicht zu wahren. „Diesen rücksichtsvollen Umgang finde ich sehr wohltuend“, sagt sie.