1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Platznot im ICE-Tunnel: Platznot im ICE-Tunnel: Landkreise klagen gegen die Bahn

Platznot im ICE-Tunnel Platznot im ICE-Tunnel: Landkreise klagen gegen die Bahn

Von Alexander Schierholz 14.02.2019, 10:02
Feuerwehrleute üben im ICE-Tunnel Bleßberg bei Mausendorf die Rettung und Bergung von Personen eines ICE.
Feuerwehrleute üben im ICE-Tunnel Bleßberg bei Mausendorf die Rettung und Bergung von Personen eines ICE. ZB

Halle (Saale) - Ein gutes Jahr nach ihrer Eröffnung wird die ICE-Schnellfahrstrecke Berlin-München via Halle und Erfurt zu einem Fall für die Richter. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beschäftigt sich an diesem Donnerstag mit Klagen von zwei Thüringer Landkreisen und dem Freistaat gegen den Bund als Bauherr der Trasse.

Die Kläger fordern, mehrere sogenannte Rettungsplätze für Feuerwehren und Rettungsdienste an Tunneln im Thüringer Wald zu vergrößern. Sie warnen davor, dass Notfalleinsätze andernfalls nur eingeschränkt stattfinden könnten.

25 Tunnel auf Bahnstrecke zwischen Halle und Nürnberg

Die Verbindung ist eine der nachfragestärksten der Bahn; im vorigen Jahr wurden 4,4 Millionen Fahrgäste gezählt. Zwischen Halle und Nürnberg führt die Strecke durch 25 Tunnel, 22 davon befinden sich im Thüringer Wald.

Regelmäßig wurden Flächen angelegt, auf denen im Notfall Einsatzfahrzeuge abgestellt und Verletzte erstversorgt werden können. Dafür reiche der Platz in einigen Fällen aber nicht aus, kritisieren die Kläger. So fordert etwa der Landkreis Sonneberg, eine Rettungsfläche am Bleßbergtunnel - mit 8,3 Kilometern der längste der Strecke - von 1.500 auf 3.000 Quadratmeter zu verdoppeln.

„Dort führen vier Notausgänge durch einen Rettungsstollen alle auf einen einzigen Platz“, sagte Kreissprecher Michael Volk der MZ. Die Fläche werde nicht reichen, um im Ernstfall 800 Fahrgäste aus einem vollbesetzten ICE zu versorgen, Zelte und Fahrzeuge unterzubringen. Bei Einsätzen könnten dann Verzögerungen drohen. „Es hat sich schon bei Übungen mit weniger Menschen gezeigt, dass es eng wird.“ Ähnlich sei die Situation am weiter nördlich gelegenen Silberbergtunnel. Dort hat der Ilmkreis geklagt.

Deutsche Bahn seit 2011 auf Platzprobleme hingewiesen

Volk sagte, man habe seit 2011 immer wieder auf die Platzprobleme hingewiesen, die Deutsche Bahn habe Änderungen aber stets abgelehnt. Daher sei 2016 die Klage eingereicht worden. Aus Sicht des Eisenbahn-Bundesamtes, der für die Planungen zuständige Behörde, entspricht die Größe der Rettungsplätze dagegen geltenden Richtlinien.

Die Bahn wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Eine Entscheidung soll in Leipzig an diesem Donnerstag noch nicht verkündet werden.

Der Streit wird auch in Sachsen-Anhalt aufmerksam verfolgt. Dort führt der bereits Ende 2015 eröffnete Abschnitt Halle-Erfurt der Schnelltrasse durch den Saalekreis und den Burgenlandkreis, es gibt drei Tunnel. „Die Größe der Rettungsplätze war bei uns anfangs auch ein Thema“, sagte Silvio Suchy, Kreisbrandmeister im Burgenlandkreis.

Situation in Sachsen-Anhalt mit der in Thüringen nicht vergleichbar

Mittlerweile sei mit der Bahn aber eine Lösung gefunden worden, so seien etwa Wiesen nachträglich geschottert worden, um sie besser nutzen zu können. Die Plätze „könnten noch größer sein“, so Suchy, „aber wir können damit leben“.

Ohnehin sei die Situation in Sachsen-Anhalt mit der in Thüringen nicht vergleichbar. „Bei uns hat jeder Tunnel zwei Röhren, eine pro Fahrtrichtung“, sagte Suchy. Alle 500 Meter gebe es einen Rettungszugang. Die Tunnel im Thüringer Wald dagegen verfügen aufgrund mehr als 20 Jahre alter Planungen nur über eine Röhre und zum Teil über Rettungsstollen.

(mz)