Verfahren gegen Peter Fitzek Peter Fitzek: Untreueverfahren am Landgericht Halle: Handkassen und Buchungslöcher

Halle (Saale) - Es ist der zwölfte Verhandlungstag im Untreueverfahren gegen Peter Fitzek vor dem Landgericht Halle, der sich vor vier Jahren zum König eines Zwergreiches am Stadtrand von Wittenberg ausgerufen hatte.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Krankenhauses wollte der heute 51-jährige gelernte Koch mit Gleichgesinnten und dem Geld zahlreicher Unterstützer eine „Alternative zur bundesdeutschen Ordnung“ (Fitzek) aufbauen. Ein Vorhaben, das allerdings selbst nie zu einer Grundordnung fand, wie der frühere Chefbuchhalter der Mini-Monarchie im Zeugenstand aussagt.
Wöchentlich sechsstellige Summen abgehoben
Dabei hat sich Rico Sch. redlich bemüht. Der 43-jährige Mann im rosa Hemd ist von Beruf Anwalt und war vor vier Jahren noch ein treuer Anhänger von König Peter. Sch. wurde Mitglied in Fitzeks Verein „Neudeutschland“, er vertrat ihn gegen eine „mildtätige Gabe“ von 1.700 Euro in juristischen Dingen und ja, sagt er, „es war schon so, dass man die Sache irgendwo gut fand“.
An der großen Aufgabe, eine Steuererklärung für die verschachtelten Vereine zu erstellen, aus denen Peter Fitzek seine „neuen Strukturen“ hatte bauen wollen, scheiterte Rico Sch. jedoch. Die Sache sei komplex gewesen. Und am Ende habe das Geld gefehlt, ihm 300 oder 400 Euro im Monat zu zahlen, erinnert er sich.
Dabei hatte Peter Fitzek von einem Konto, auf das Einzahlungen seiner sogenannten Kapitalüberlasser eingingen, noch kurze Zeit zuvor teilweise im Wochenabstand sechsstellige Summen abgehoben. Geld, dessen Spur sich anschließend in diversen Handkassen verliert.
„Herr Fitzek, Sie haben keine Buchhaltung“
Fitzek argumentiert auch an diesem Tag wieder, er habe die 1,3 Millionen im Sinne der Kapitalgeber für das gemeinsame Projekt ausgegeben. Richterin Ursula Mertens aber verweist ihn auf das klaffende Buchungsloch zwischen Eingang und Ausgang, das auch der neue Zeuge nicht füllen kann.
„Herr Fitzek, Sie haben keine Buchhaltung“, sagt sie. Fitzek, im Vergleich zu seinen großen Auftritten in den ersten Verhandlungstagen spürbar stiller geworden, beharrt darauf, getan zu haben, was er konnte. „Ich dachte, ich habe jemanden, der sich damit auskennt.“ Mertens schüttelt den Kopf: „Mit diesem Kladdenbuch hier haben Sie eine Bank geführt.“
Es sieht nicht gut aus für den Staatsgründer, der anfangs so sicher gewesen ist, den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen. Erstmals scheint Peter Fitzek sich das nun auch selbst einzugestehen. Nie habe er die Absicht gehabt, sich zu bereichern. „Ich klaue doch nicht von mir selbst“, sagt er. Deshalb habe er keinen Grund gesehen, Ein- und Ausgänge aus dem königlichen Geldspeicher irgendwo zu notieren.
Ursula Mertens nickt. „Sie hatten keine Buchhaltung.“ Peter Fitzek nickt nun zurück. „Es könnte sein, dass ich diesen einen Fehler gemacht habe.“ (mz)