Personalmangel in Bernburg Personalmangel in Bernburg: Rezept gegen Notstand in der Psychiatrie

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) hat angekündigt, im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) und in Uchtspringe (Altmark) zusätzliches Pflegepersonal einzustellen. Gleichzeitig ist geplant, einen Teil der drogenabhängigen Patienten aus Bernburg in den derzeit unterbelegten Maßregelvollzug Uchtspringe zu verlegen, um so die Personalsituation zu entspannen. „Beides soll im ersten Quartal 2015 umgesetzt werden“, sagte Bischoff gegenüber der MZ.
Er reagiert damit auf die massive Kritik des Landes-Psychiatrieausschusses und des Betriebsrates des Klinikbetreibers Salus. Ausschussvorsitzender Bernd Langer hatte aufgrund des anhaltenden Personalmangels von „skandalösen Zuständen“ in der Klinik für psychisch kranke Straftäter gesprochen, wodurch inzwischen die Sicherheit für Patienten, Personal und Bevölkerung infrage stehe.
„Es stimmt schon, dass wir Personalprobleme vor allem in Bernburg haben“, sagte Bischoff. Er habe die Einrichtung im Sommer besucht, damals aber nicht den Eindruck gewonnen, „dass die Zustände so dramatisch sind, wie sie jetzt beschrieben werden“. Infolge der Arbeitsbelastung und des hohen Durchschnittsalters des Pflegepersonals liege der Krankenstand bei 23 Prozent. An seinem Besuch habe auch der Betriebsrat teilgenommen. Betriebsratschef Matthias Stattek hatte am Sonntag erklärt, dass es infolge des chronischen Personalmangels regelmäßig zu Dienstplanverstößen komme. So ist etwa das Anti-Gewalt-Training in den vergangenen zwei Monaten erneut ausgefallen.
Bischoff hat den Klinikbetreiber nun aufgefordert, bis Ende November eine Fortschreibung des Therapiekonzepts vorzulegen. Im Ergebnis dessen soll es auf jeden Fall mehr Pflegekräfte geben - Bischoff nannte eine Zahl von „voraussichtlich zehn Stellen“. Die zusätzlichen Kosten von einer halben Million Euro sollen aus dem Etat fließen, darüber sei er sich mit Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) einig, so Bischoff.
Neben zusätzlichem Personal soll die Situation in Bernburg entspannt werden, in dem ein Teil der Patienten nach Uchtspringe verlegt wird. „Wir denken darüber nach, dort eine komplette Station für jene Drogenabhängigen zu öffnen, die infolge des Rauschmittelkonsums unter Folgeerkrankungen wie Psychosen leiden“, sagte der Leiter der beiden Einrichtungen, Klaus Thiel. In Uchtspringe sind 60 Betten als Folge des Mollath-Urteils frei: Patienten mit minderschwerem Krankheitsbild wurden nach dem Freispruch des über Jahre zu Unrecht in Bayern in der Psychiatrie festgehaltene Gustl Mollath entlassen. Darüber hinaus nimmt Sachsen-Anhalt laut Bischoff in seinen Maßregelvollzug keine Patienten aus anderen Bundesländern mehr auf. (mz)