1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Otto Waalkes: Otto Waalkes: Geheimkommando Zipfelmütze

Otto Waalkes Otto Waalkes: Geheimkommando Zipfelmütze

Von Steffen Könau 19.08.2005, 17:50

Quedlinburg/MZ. - Die Sicherheitsleute greifen durch. "Gehen Sie zurück, bitte räumen Sie die Straße", ruft ein Mann in signalgelber Weste. Angela Weber streckt ihre kleine Kamera in die Luft. Ausgerechnet jetzt regt sich da hinten was! "Das ist er", raunt es auch schon durch die Reihen der Schaulustigen vor der Absperrung am Quedlinburger Markt.

Tatsächlich! Ein Männchen in beiger Flatterhose wippt die Gasse entlang. Otto Waalkes, Hirn und Herz der Produktion von "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug", dirigiert Statisten armrudernd auf ihre Plätze. Waalkes trägt keine Zipfelmütze, sondern eine Kappe mit einer "7" auf der Vorderseite. "Der kommt gleich her", mutmaßen seine Fans hinter der Absperrung.

Tut er aber nicht. Kaum in Greifweite, dreht Waalkes wieder ab. Otto, Hauptdarsteller und Drehbuchautor, hat zu tun. "Psst", machen die Sicherheitsbeamten, "Handys bitte aus, wir drehen."

"Die schotten sich total ab", ärgert sich Christa Burow, die seit dem frühen Morgen auf Otto-Jagd ist. Vergebens. Der Besuch des Friesen im Harz laufe ab wie das Geheimkommando Zipfelmütze. "Der hat auch keine Statisten von uns dabei", hat die Rentnerin herausgefunden, die selbst in rund 30 Filmen als Statistin vor der Kamera stand. Ja, zu ihrer Zeit war alles noch ganz anders. "Wir hatten auch Absperrungen", erinnert sich Christa Burow, "aber nicht so."

Bei den Spaß-Zwergen sei eben "closed set", bescheidet Hilde Läufle von Ottos Agentur. Kann man nichts machen. "Es soll ja nicht zu viel von der Handlung verraten werden." Eine große Pappwand verstellt den Blick auf die Breite Straße, nur die Kommandos von Regisseur Sven Unterwaldt dringen zu den Neugierigen draußen.

Keine Chance für die Geschwister Carolin, Lisa-Marie und Lucas und ihre Freunde Lisa und Patrik. "Wir wollen Ottogramme", sagt Patrik, "aber der Herr lässt sich nicht sehen." Nur Lisa, deren Vater bei den Absperrungen hilft, hat einen Blick auf den Oberzwerg erhascht. "Der sah aber nicht aus wie im Kino." "Das ist immer so", weiß Christa Burow aus ihren Jahren mit Fred Delmare, Chris Doerk und den anderen Defa-Größen. "Die Schauspieler sind immer kleiner, als man denkt." Nur heute sind sie eben auch noch weiter weg. Ja, seinerzeit, als "Schneeweißchen und Rosenrot" in Quedlinburg gedreht wurde, "das war danach ein Riesenspaß, wenn man die ganzen Bekannten im Kino wiederentdeckte." Für Ottos Neuauflage des 7-Zwerge-Hits steht das nicht zu erwarten. Vielmehr fürchten die Quedlinburger Schlimmes. "Die haben alles so umgebaut", sagt Angela Weber, "dass man unsere Stadt gar nicht mehr erkennen wird."

Das wäre aber sogar ganz im Sinn der Sache. Man drehe ja keinen Heimatfilm, sagt einer der Komparsen, die an der Galerie Kunsthoken Pause machen. Die hier versammelten Marktfrauen, Handwerker und Gesindemädchen sind im übrigen überaus wortkarg. Ja, aus Goslar komme er, sagt der Mann, der keinen Heimatfilm dreht. Und ja, er spiele keinen Zwerg, sondern einen Burschen. Jetzt müsse er aber wieder los. "Ich bin dran."

Das Schweigegelübde gilt am ganzen Set. Wann Nina Hagen kommt? Und Heinz Hoenig? Ist der überhaupt schon in der Stadt? Die Männer in den Signalwesten zucken die Achseln. Was Christa Burow nicht allzu sehr stört. Längst weiß die flinke alte Dame, dass Otto Waalkes im "Bären" nebenan Quartier bezogen hat. Und weil sie schließlich nicht wie ein Teenie hinter einem 57-jährigen Komiker herlaufen könne, hat sie dort ein kleines Brieflein mit der Bitte um ein Autogramm abgegeben. Christa Burow ist sicher: "Der macht das, der ist doch ein Netter." Nur vorsichtshalber hat sie einen frankierten Rückumschlag beigelegt. Und eine Skizze, wo Waalkes auf dem Weg zum Drehort einen Briefkasten findet.