Österreich Österreich: Ärzte holen Ministerpräsident Althaus aus künstlichem Koma

Wien/Erfurt/dpa. - «Wir sind guter Hoffnung, dass die Entwicklung weiter positivverlaufen wird», sagte einer der behandelnden Mediziner amFreitagabend in der Unfallklinik im österreichischen Schwarzach.«Alle während des Tages durchgeführten neurologischen Untersuchungenlassen auf eine günstige Entwicklung hoffen.» Völlig unklar blieb dieSchuldfrage bei dem Zusammenprall des 50-jährigen Althaus mit einer41 Jahre alten Frau im Skigebiet Riesneralm in der Steiermark. Dievierfache Mutter starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Ihr jüngstes Kindsei erst knapp ein Jahr alt, zitierte MDR 1 Radio Thüringen einenPolizeisprecher.
Althaus soll nun aus dem künstlichen Koma, in das er nach demUnfall versetzt worden war, zurückgeholt werden. Die Aufwachphasekann nach Angaben der Ärzte 12 bis 24 Stunden dauern. Die Leitung derThüringer Landesregierung übernahm derweil die stellvertretendeMinisterpräsidentin, Finanzministerin Birgit Diezel (CDU). Sie istauch eine der Stellvertreter von Althaus an der CDU-Spitze.
In Thüringen, wo die CDU mit absoluter Mehrheit regiert, werden imWahljahr 2009 auch die Kommunalparlamente und der Landtag neubestimmt. Das Kabinett gehe davon aus, dass Althaus bald wieder anseinem Schreibtisch Platz nehmen könne, sagte die Ministerin. «Ichbaue auf seine Fitness - wir alle bauen darauf.» WirtschaftsministerJürgen Reinholz (CDU) bescheinigte dem 50-Jährigen eine guteKondition. Der ambitionierte Hobby-Sporter sei durchtrainiert.Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Politiker äußerten sich«tief betroffen» über den tragischen Skiunfall und wünschten demThüringer Regierungschef eine rasche Genesung.
Althaus und die slowakische Skifahrerin Beata C. waren nachbisherigen Ermittlungen auf der Alpinpiste frontal kollidiert. DieFrau soll im Gegensatz zu Althaus keinen Helm getragen haben. DerUnfall ereignete sich an der Kreuzung zweier Abfahrten. DieSchuldfrage ist laut Polizei derzeit offen und werde mit Hilfe einesSachverständigen geklärt. Es gebe keine Augenzeugen. Thüringer CDU-Politiker sprachen der Familie der tödlich Verunglückten ihr Beileidaus.
Eine Verlegung Althaus' nach Erfurt ist nach Meinung der Ärztezurzeit nicht sinnvoll. Seine Frau Katharina, mit der er Urlaubmachte, wacht an seinem Krankenbett. Althaus erlitt einSchädelhirntrauma. Dabei gelten Blutungen im Gehirn als Risiko fürbleibende Schäden. Die Abschätzung möglicher Folgen kurz nach demUnfall ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgieauch für geübte Ärzte sehr schwierig. Althaus erlitt bei demZusammenprall mit der Frau außerdem noch einen Knochenbruch imGesicht, der jedoch nicht gesondert behandelt werden musste.
Unmittelbar nach dem Zusammenprall der beiden Skiläufer kümmertensich Notärzte und zwei auf der Piste fahrende Mediziner zunächst umdie schwer verletzte Frau. Dies sei auf Wunsch von Althaus geschehen,der zu diesem Zeitpunkt bei Bewusstsein war. Er sei erst im Tal ineinem Rettungswagen von einem Sanitäter untersucht worden, derdaraufhin einen Notarzt anforderte. Später verzögerte sich derTransport in eine Spezialklinik, weil der Flug des Hubschraubers indie beiden nächstliegenden Kliniken wegen der Lichtverhältnisse nichtmöglich war. Auf dem Transport verlor der Ministerpräsident dasBewusstsein und musste intubiert werden.
Sowohl der Ehemann der getöteten Frau als auch zweiSicherheitsbeamte von Althaus seien erst nach dem Zusammenstoß an dieUnfallstelle gekommen. Der Politiker wird nach Einschätzung der Ärztewegen des Schädelhirntraumas nach dem Aufwachen an Gedächtnisverlustleiden und sich an den Ablauf des Unfalls nicht erinnern können. ZumZeitpunkt der Kollision soll auf den Pisten gute Sicht geherrschthaben.
Nach dem Skiunfall forderten Sport- und Gesundheitspolitiker einegesetzliche Helmpflicht für Skifahrer. Peter Danckert (SPD),Vorsitzender des Bundestags-Sportausschusses, sagte «Bild.de»: «Ichbin hundertprozentig für eine Helmpflicht. Am besten wäre ein solchesGesetz europaweit.» Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses,Martina Bunge (Linke), sprach sich für eine solche Pflicht aufsteilen und gefährlichen Ski-Pisten aus.
Sowohl Althaus als auch die ums Leben gekommene Slowakin, eineSportlehrerin, wurden als erfahrene Skiläufer beschrieben. Sie warennach Polizeiangaben im mittleren Geschwindigkeitsbereich unterwegs.Grundsätzlich gelten auf Skipisten die Regeln des Weltverbandes FIS.Sie schreiben unter anderem vor: «Jeder Skifahrer und Snowboardermuss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oderschädigt.»

