Olivia Kühne aus Quedlinburg: Olivia Kühne aus Quedlinburg: Maria auf Zeit

Halle (Saale)/MZ. - Die 18-jährige Olivia Kühne aus Quedlinburg wird am Heiligen Abend Jeans und Pullover gegen ein weißes Gewand tauschen. An ein eigenes Kind denkt die Abiturientin noch lange nicht, aber heute wird sie eines haben, und ein ganz besonderes noch dazu: Für eine Stunde schlüpft Olivia heute Abend in die Rolle der Jungfrau Maria. Zum ersten Mal wirkt sie in einem Krippenspiel mit - und das auch noch in der geschichtsträchtigen Quedlinburger Stiftskirche, die 1021 im Beisein von Kaiser Heinrich II. geweiht worden ist.

Olivia Kühne freut sich schon lange auf den heutigen Nachmittag, wenn sie um 16 Uhr gemeinsam mit anderen jungen Leuten aus ihrer Schule ihren großen Auftritt im Weihnachtsgottesdienst hat. Auch wenn sie in jedem Jahr zu Weihnachten mit ihrer Familie in die Kirche geht, ist Julia nicht gläubig. Sie findet es aber gut, über Religionen bescheid zu wissen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden und sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden zu können. Das ist auch der Grund, weshalb sie schon seit der fünften Klasse am Religionsunterricht teilnimmt. "Es gibt viele Menschen, denen gibt ihr Glauben an Gott Halt", weiß sie, auch wenn sie selbst an andere Dinge glaubt.

Die Weihnachtsgeschichte ist ihr dennoch nicht fremd, und sie hat das Angebot des Quedlinburger Pfarrers Ekkehard Steinhäuser, als Laie unter Anleitung eines erfahrenen Theaterprofis bei einem Krippenspiel mitzumachen, sehr gern angenommen.

Dass es dann nach einem kurzen Vorsprechen auch noch die Hauptrolle der Maria war, freut sie besonders. "Ich hätte aber auch jede andere Rolle gespielt", sagt sie. Lampenfieber? Sie winkt ab. Seit zwölf Jahren tanzt die Abiturientin, die sich besonders für Geschichte interessiert, bei der Quedlinburger TSG GutsMuths. Da ist sie öffentliche Auftritte gewöhnt. Auch geschauspielert hat sie schon, wenngleich das schon lange her ist. In der Grundschule spielte sie begeistert im Schülertheater mit. "Später fehlte mir dazu leider die Zeit", und das Schauspielern geriet daher ins Hintertreffen. Das Krippenspiel in der Quedlinburger Stiftskirche ist trotzdem eine Premiere. Und das Lampenfieber wird gewiss noch kommen.