Notfälle Notfälle: Erste «Babyklappe» in Sachsen-Anhalt

Halle/dpa. - Die leibliche Mutter hat aber dennoch die Möglichkeit,sich für ihr Kind zu entscheiden.
«Es geht nicht darum, das Loslassen ungewollter Kinder zubegünstigen, sondern Frauen in besonders stressigen Notlagen zuhelfen», sagte Propst Joachim Weber zum Anliegen. Nach Angaben desKrankenhauses werden in Deutschland etwa 50 ausgesetzte Kinder imJahr gefunden. Fachleute beziffern die Dunkelziffer wesentlich höher.
In der Saalestadt hatte vor Weihnachten der Fund eines toten Babysunter einem Laubhaufen auf dem Gelände eines medizinischen Institutesfür Aufsehen gesorgt. Eine junge Frau wurde kurze Zeit späterverhaftet. Sie wird verdächtigt, ihr Neugeborenes dort ausgesetzt zuhaben. Das Kind war unter dem Laubhaufen gestorben.
Hinter einer blickdichten Trennwand verbirgt sich das «Babynest»in der ehemaligen Notfallambulanz des Krankenhauses in derInnenstadt. Nach Angaben des Krankenhauses kann die Mutter eineMitteilung hinterlassen, ob ihre Entscheidung zur Abgabe des Kindesmöglicherweise für sie nicht endgültig sei. Ein Schreiben in mehrerenSprachen informiere, wie sie eventuell ihr Kind wiederfinden können.
In Deutschland gibt es seit dem Start in Hamburg im Jahr 2000mittlerweile in mehr als 30 Städten so genannte Babyklappen, die«Babynest», «Babyfenster» oder Moses-Projekt heißen. Sie sind nichtunumstritten. Kritiker befürchten, dass damit die natürlicheHemmschwelle zur Aussetzung eines Kindes sinken könnte.
Die hallesche Klinik hat sich nach eigenen Angaben für ein«Babynest» entschieden, um die für ein kirchliches Krankenhausnotwendige Barmherzigkeit walten zu lassen und Leben zu retten. Essei keine Patentlösung sondern unter Umständen eine lebenswichtigeHilfe, die von einem Bündel von Beratungen und sozialenHilfsmaßnahmen begleitet werden müsse.