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"Nichtkomfort" in Sachsen-Anhalt "Nichtkomfort" in Sachsen-Anhalt: 13.885 Wohnungen im Land ohne WC Bad und Dusche

16.08.2013, 04:40
Eine Rolle Toilettenpapier liegt auf einer Toilette.
Eine Rolle Toilettenpapier liegt auf einer Toilette. dpa Lizenz

Halle/dpa - Jeder braucht es, jeden Tag - doch nicht jeder hat es: das stille Örtchen in der Wohnung. „Obwohl Deutschland im Vergleich zu Europa im Sanitärbereich sehr komfortabel ausgestattet ist, gibt es dennoch 330 000 Wohnungen ohne WC/Bad/Dusche. In Sachsen-Anhalt sind es 13 885“ sagte der Präsident des Statistischen Landesamtes, Manfred Scherschinski. Das seien 1,05 Prozent aller rund 1,3 Millionen Wohnungen im Land. Bundesweit hätten diesen „Nichtkomfort“ 0,79 Prozent aller 41,3 Millionen Wohnungen.

Sachsen-Anhalt stehe also etwas schlechter da, sagte Scherschinski unter Verweis auf die Ergebnisse der Gebäude- und Wohnraumzählung. Die seien wichtig für politische und wirtschaftliche Entscheidungen.

„Und man fragt sich: Wo gehen die Menschen hin, die dort wohnen, wenn sie ein Bedürfnis haben oder sich waschen wollen?“, sagte Scherschinski. Das sei zum Schutz der Intimsphäre aber nicht erfragt worden - auch nicht, ob es für Wohnungen ein Plumpsklo gibt. „Das wäre interessant gewesen.“ Vergleiche zu anderen europäischen Ländern seien leider noch nicht vollständig möglich.

„So viel steht jedoch nun fest: Es gibt in Deutschland noch viele Wohnungen, wo es eine Toilette entweder im Treppenhaus oder über den Hof im Vorderhaus gibt, und manchmal auch nur eine Toilette für alle Wohnungen aus dem Hinterhaus“, sagte Scherschinski. Etwa 50 Prozent der Wohnungen ohne Grundkomfort innen seien in Sachsen-Anhalt in Ein- und Zweifamilienhäusern, vor allem auf dem Land. So hätten rund 1,6 Prozent der Wohnungen im Landkreis Stendal „gar nix, kein stilles Örtchen oder Bad- und Duschvergnügen in den vier Wänden“, sagte Scherschinski. Das sei der höchste Anteil im Land.

Unter den kreisfreien Städten habe Halle 1,05 Prozent Wohnungen (1529) mit nicht vorhandenem derartigen Komfort. In Magdeburg seien es 0,57 Prozent (817 Wohnungen), in Dessau-Roßlau 0,5 Prozent (272 Wohnungen). „Im Vergleich der Bundesländer rangiert Sachsen-Anhalt mit den Wohnungen ohne WC/Bad/Dusche innen im hinteren Feld“, sagte Scherschinski. „Dagegen hat Hamburg mit 0,18 Prozent den geringsten Anteil.“ Schlusslicht sei Sachsen mit 1,94 Prozent noch hinter Thüringen mit 1,5 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 1,45 Prozent.

Die Wohnraum- und Gebäudezählung wurde parallel zur großen Volkszählung 2011, dem Zensus, in Deutschland und Europa organisiert. Bundesweit wurden 17,5 Millionen Eigentümer sowie Haus- und Wohnungsverwalter schriftlich befragt, darunter 625 000 in Sachsen-Anhalt. Die Ergebnisse aus Europa liegen noch nicht vor.