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Neuer Tarifvertrag Neuer Tarifvertrag: Rektoren warnen vor Nachteil für Universitäten

Von Ute Albersmann 02.12.2003, 20:59
Studenten verfolgen im Hörsaal des Instituts für Anatomie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Medizinvorlesung. (MZ-Foto: Archiv)
Studenten verfolgen im Hörsaal des Instituts für Anatomie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Medizinvorlesung. (MZ-Foto: Archiv) ZB

Magdeburg/MZ. - Sachsen-Anhalts Universitäten befürchten durch den neuen Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst Nachteile im deutschlandweiten Wettbewerb um kluge Köpfe. Denn der Tarifvertrag, der Arbeitszeit und Gehalt kürzt, gilt auch für befristete Beschäftigungsverhältnisse - und damit für Stellen, auf denen Nachwuchs-Wissenschaftler arbeiten. Sie verdienen künftig weniger als Kollegen an Hochschulen anderer Bundesländer.

"Dann wird es schwierig, wissenschaftlichen Nachwuchs für Sachsen-Anhalt zu begeistern", warnt Wilfried Grecksch, Rektor der Martin-Luther-Universität in Halle. 700Stellen für junge Wissenschaftler, die zum Beispiel an ihrer Promotion arbeiten, gibt es hier. Magdeburgs Uni-Rektor Klaus-Erich Pollmann fordert ein Gespräch mit dem Kultusminister. Dabei müsse auch erörtert werden, wie die jetzt erzielten Einsparungen bei den Personalkosten angerechnet werden, wenn die Hochschulen ab 2006 Millionen-Einsparungen erbringen müssen.

Brigitte Deckstein, Sprecherin des Kultusministeriums, nennt die Sorge um den Nachwuchs "zum Teil berechtigt". Die Situation werde sich aber von Fachbereich zu Fachbereich unterschiedlich gestalten. Wo das Renommee besonders hoch sei, werde man auch künftig leicht gute Leute bekommen. Außerdem habe auch Berlin über einen Tarifvertrag die Gehälter gesenkt.

Über den Tarifvertrag sinkt in Sachsen-Anhalt die Arbeitszeit je nach Gehaltsgruppe unterschiedlich stark. An den Universitäten ist noch offen, ob sie künftig zusätzliche Honorar-Kräfte bezahlen müssen, um Arbeitsausfall zum Beispiel bei der Betreuung von Dauerversuchen abzufangen. Genau werde man das erst Mitte 2004 wissen, so Grecksch. Er sieht zudem einen "Riss durch die Belegschaft" gehen: Oft säßen zwei Mitarbeiter in einem Büro, von denen einer Uni-Angestellter sei und einer über Mittel zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezahlt werde. Der eine bekomme künftig weniger Geld, der andere nicht.

Der Tarifvertrag gilt ab 2004 und bietet den Beschäftigten Kündigungsschutz bis 2009. Aufgrund des Vertrages, der Weihnachtsgeld-Kürzung für Beamte und neue Auszahlungstermine für Gehälter vorsieht, soll die Uni Halle nächstes Jahr 5,8 Millionen Euro weniger Personalmittel bekommen.