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Naturschutz Naturschutz: Erster Wolfswelpe im Land

Von DOROTHEA HECHT 24.07.2009, 18:34

ALTENGRABOW/MZ. - Es ist ein Schwarz-weiß-Foto, aufgenommen mit einer Nachtsichtkamera. Das Bild ist ein wenig undeutlich, aber trotzdem der Beweis, nach dem Wildbiologin Gesa Kluth seit Monaten gesucht hat: ein etwa drei Monate alter Wolfswelpe auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow (Landkreis Jerichower Land). Er belegt, dass sich Wölfe erstmals seit ihrem Aussterben im 19. Jahrhundert wieder in Sachsen-Anhalt fortpflanzen konnten.

Wölfin ist auf sich alleine gestellt

Der Welpe stammt von einer Wölfin, die seit Mitte vorigen Jahres auf dem Truppenübungsplatz siedelt und vermutlich Anfang Mai Nachwuchs bekommen hat. "Bisher deuten die Spuren und eine Sichtung darauf hin, dass es mindestens drei Welpen sind", sagt Gesa Kluth vom wildbiologischen Büro "Lupus", das seit Jahren die Wolfspopulation in der Lausitz wissenschaftlich begleitet. Bedenklich sei nur, dass die Wölfin die Tiere alleine aufziehen müsse, so die Biologin. Der Vater sei allem Anschein nach der Rüde, der Anfang Juni von einem Jäger bei der Hirschjagd erschossen wurde (die MZ berichtete). Dass damit ein Ernährer wegfalle, bezeichnete Wolfsexperte Markus Bathen vom Naturschutzbund NABU zu dem Zeitpunkt als "oberfatal". Umso mehr, da es der erste Wurf des Paares sei und es deshalb keine älteren Geschwister im Rudel für die Beutejagd gebe.

Jetzt sind die Wolfsbeobachter froh, dass es die Wölfin alleine so weit geschafft hat. "Im Herbst könnte es aber noch einmal einen Engpass geben", sagt Kluth, denn es sei nicht sicher, ob die Welpen dann schon kräftig genug sind, um selbst auf Beutefang zu gehen. Ein anderes Hindernis ist eine nahe gelegene Straße. "Wir werden uns dafür einsetzen, dass es da eine Geschwindigkeitsbeschränkung gibt", erklärt Kluth. Für die unerfahrenen Jungtiere sei die Stelle hochgefährlich. Außerdem werde man weitere Fotofallen aufstellen, um noch mehr zu erfahren.

Schafe und Ziegen gefährdet

Trotz der Vergrößerung des Rudels stellen die Wölfe auch weiterhin keine Gefahr für Menschen dar. Lediglich Nutztiere wie Schafe und Ziegen müssten jetzt besonders geschützt werden. "Wir sind in ständigem Kontakt mit der Referenzstelle Wolfsschutz", sagt Klaus Puffer, Wolfsbeauftragter beim Bundesforstamt Möser, unter dessen Aufsicht das Gebiet um Altengrabow steht. Die Stelle berät Züchter dabei, wie sie ihre Tiere am besten schützen können. So gebe es laut Puffer die Möglichkeit, Zäune zu errichten, was vom Land auch finanziell unterstützt werde.

Bisher habe sich das Rudel aber zurückgehalten, sagt der Wolfsbeauftragte: "Wir wissen nur von zwei Angriffen und ein Zusammenhang mit den Wölfen konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden." Die Tiere würden künftig zwar öfter und im Rudel auf Jagd gehen, die Beutezüge würden sich aber auf ein großes Gebiet ausdehnen, da ihr Territorium etwa 100 Quadratkilometer misst. Auch in Brandenburg wurden sie zum Beispiel schon gesichtet.