Nach dem Unwetter Nach dem Unwetter: Auf Hitzerekord folgen Regen und Sturm

Berlin/Halle (Saale) - Überall da, wo der Sturm in Sachsen-Anhalt mit Regen und Gewitter vorbeizieht, hinterlässt er Chaos. Gullideckel werden aus den Schächten gehoben, Äste und Bäume knicken ab, die Straßen werden mit Schlamm überspült.
Wie die Polizei am Sonntagabend mitteilte, sind alle Regionen in Sachsen-Anhalt betroffen. Besonders im Harz und in der Altmark sorgten Hagel und Starkregen für überschwemmte Gebiete.
So sorgte das Unwetter in der Nacht zum Montag im Kreis Mansfeld-Südharz für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. "Es war richtig was los", sagte ein Sprecher der Leitstelle am Morgen zur MZ. Nach einem Blitzeinschlag ist in Aken (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ein Dachstuhl in Brand geraten. Wie die Polizei mitteilte, konnte das Feuer in der Nacht zum Montag aber schnell gelöscht werden. Zwei Mal mussten die Feuerwehren in der Nacht zum Montag im Bereich Merseburg/Querfurt wegen Gewitterschäden ausrücken. In der Merseburger Christianenstraße stand ein Keller unter Wasser. In Bad Lauchstädt war ein Baum umgestürzt. Weite Teile des Altkreises Bernburg sind von heftigen Regengüssen, begleitet von Donner und Blitzen, heimgesucht worden. Der Deutsche Wetterdienst hatte ab 20 Uhr eine Unwetterwarnung herausgegeben und fast auf die Minute genau fingen heftige Windböen und Regenfälle an. Sie zogen sich über Nienburg bis in den Raum Könnern und ließen somit kaum einen Ort aus. Gewitter, Starkregen und Sturm sind am Abend über die Region Aschersleben gezogen. Umgestürzte Bäume haben die Feuerwehren auf den Plan gerufen. Besonders betroffen war der Bereich Seeland. Alle Seeland-Feuerwehren außer Friedrichsaue sind stundenlang damit beschäftigt, große Äste von den Straßen zu räumen und so die Sicherheit der Autofahrer wiederherzustellen. Über den Harz sind am Sonntagnachmittag heftige Wärmegewitter hinweggezogen. Im Raum Quedlinburg kam über mehrere Stunden Starkregen mit bis zu 40 Litern pro Quadratmetern herunter, wie Thomas Hain vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig sagte. Während andere Regionen „Land unter“ und viele Schäden meldete, hinterließ das kleine Unwetter vom Sonntagabend in Dessau-Roßlau keine nennenswerte Schäden.
Auch der Bahnbetrieb blieb vom Unwetter nicht verschont. Wegen einer Stellwerksstörung in Sömmerda kommt es auf den Strecken Erfurt/Sangerhausen und Magdeburg/Erfurt zu Verspätungen und Teilausfällen.
Temperaturrekord
Auf Deutschlands neuen Temperaturrekord von 40,3 Grad, gemessen im bayerischen Kitzingen, sind zum Wochenstart Unwetter gefolgt. Während der Süden dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge bis zum frühen Montagmorgen weitestgehend verschont blieb, tobten etwa in Niedersachsen Gewitter.
In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern war es am Sonntagabend deshalb zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr gekommen. Noch bis in den Morgen blieben mehrere Strecken gesperrt - vor allem um den Knotenpunkt Hannover herum gebe es immer noch Probleme, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Fahrgäste müssten bis zum Mittag mit Ausfällen und Beeinträchtigungen rechnen.
Umstürzende Bäume hatten der Bahn zufolge an vielen Orten die Oberleitungen beschädigt und die Schienen blockiert. Die Einsatzkräfte seien mit Hochdruck dabei, die Strecken zu räumen und beschädigte Oberleitungen instand zu setzen.
Geduld brauchten auch Reisende auf dem Weg zurück nach Berlin: Wegen des Unwetters waren mehrere Flüge mit Ziel Berlin-Tegel umgeleitet worden. Der Online-Auskunft über die Ankunftszeiten am Flughafen zufolge wichen zwischen 22.00 Uhr und Betriebsschluss 17 Flieger auf andere Flughäfen aus. Der Flughafenauskunft vom frühen Montagmorgen zufolge sind die Flugzeuge unter anderem in Dresden gelandet.
Auch waren mehrere Starts am Abend den Informationen auf der Internetseite zufolge gestrichen worden. Die „Berliner Morgenpost“ berichtete, dass Reisende die Nacht in Dresden verbrachten, weil die Rückreise nach Berlin zunächst nicht möglich war.
„Es waren immer wieder Unwetter dabei, vor allem bezüglich Starkregen und anfangs auch Hagel“, sagte eine Meteorologin des DWD. Teilweise seien Böen zwischen 90 bis 100 Stundenkilometer gemessen worden. In Thüringen kippte eine Windböe auf der Autobahn 4 nahe Mellingen einen Lastwagen um. Das Führerhaus hing über einer Brücke und drohte in die Tiefe zu stürzen. Der Fahrer wurde gerettet. Am späteren Nachmittag löste heftiger Regen unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen mehrere Rettungseinsätze aus. Innerhalb von 24 Stunden gingen bis zum Sonntagnachmittag 65 255 Blitze über Nordrhein-Westfalen nieder, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Essen.
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Die Feuerwehren in den Ländern hatten vor allem mit vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und umgestürzten Bäumen zu tun. „Alles, was der Sturm eben umhaut: Bäume, Äste, Dachziegel“, sagte ein Polizeisprecher in Hannover. Innerhalb von zwei Stunden seien 50 Polizisten und 35 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. Allein in der Stadt Braunschweig seien die Rettungskräfte weit mehr als 100 Mal gerufen worden, teilte die Polizei mit. In Hattingen am Rande des Ruhrgebiets wurden zwei Menschen vom Blitz getroffen und schwer verletzt.
Dachstühle brennen nach Blitzeinschlägen
Wie in der Nacht zuvor brannten auch wieder Dachstühle nach Blitzeinschlägen. Im nordrhein-westfälischen Vlotho fing ein Dachstuhl eines Gastronomiebetriebs Feuer, es konnte aber schnell gelöscht werden. Im sächsischen Schneeberg brannte eine Lagerhalle ab, verletzt wurde niemand, sagte ein Polizei-Sprecher. Trotz starken Windes, Regen und zahlreicher Blitze am Himmel Berlins blieb es einem Feuerwehr-Sprecher zufolge in der Hauptstadt weitestgehend ruhig.
Die Hitzewelle hatte Deutschland am Sonntag einen neuen Temperaturrekord beschert. Im bayerischen Kitzingen wurden am Sonntag 40,3 Grad gemessen, wie ein Sprecher des DWD sagte und damit einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ bestätigte. Das ist die höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die bislang höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland betrugt 40,2 Grad.
Am bislang heißesten Wochenende des Jahres kamen bundesweit mindestens zwölf Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Strände und Seen erlebten einen gewaltigen Ansturm. Auch an Land hatte die Hitze gefährliche Folgen. So kollabierten viele Erntearbeiter auf einem Feld. Waldgebiete und Wiesen brannten. Etliche Fernzüge fielen wegen defekter Klimaanlagen aus. Dennoch war es für viele ein perfektes Sommer-Wochenende.
An diesem Montag soll eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgen. „Das Wetter wird ruhiger und kühler“, sagte die DWD-Expertin. Am Montagabend könnte es aber wieder zu Gewittern kommen. Am Dienstag steigen die Temperaturen dann noch mal - von frischen 25 Grad im Norden bis warmen 34 Grad im Süden.



