Nach Brandanschlag Nach Brandanschlag: Erste Hinweise im Fall Tröglitz

Tröglitz - Sie hoffen noch immer auf den entscheidenden Tipp, die 17 Beamten der Ermittlungsgruppe „Kanister“. Am Wochenende hatte das Landeskriminalamt Fotos von Gegenständen veröffentlicht, die in der Nähe der am Ostersamstag von Unbekannten in Brand gesteckten künftigen Asyl-Unterkunft in Tröglitz sichergestellt worden waren. Nach der Präsentation in diversen Medien, darunter der MZ, sowie in der MDR-Sendung „Kripo live“ seien allein beim Landeskriminalamt (LKA) mehr als 30 Hinweise eingegangen, sagt dessen Sprecher Andreas von Koß. Auch bei mehreren Polizeidienststellen hätten sich Anrufer gemeldet. „Wir sind unwahrscheinlich froh über diese Hilfe aus der Bevölkerung“, so von Koß.
Allein: Eine heiße Spur ist nach wie vor nicht darunter, zumindest haben die Fahnder eine solche bisher noch nicht entdeckt. „Wir können noch nicht einschätzen, was wirklich verwertbar ist“, sagt von Koß. Die Tipps auszuwerten, werde noch einige Tage, möglicherweise sogar Wochen, in Anspruch nehmen.
Die meisten Hinweise, die an die Ermittler gingen, beziehen sich nach Angaben des Landeskriminalamtes auf den in der Nähe des Tatortes entdeckten Schlüsselbund mit einem auffälligen Anhänger. Dabei sei, unter anderem von Schlüsseldiensten, zumeist auf den Hersteller, die Art und Verwendungsweise aufmerksam gemacht worden, sagt von Koß. Demnach handelt es sich vermutlich um Schlüssel für ein Sicherheitsschloss mit einem sogenannten Profilzylinder, wie es sowohl privat als auch gewerblich Verwendung findet. Nach einem Durchbruch klingt das nicht, doch der LKA-Sprecher sagt: „Manchmal führt auch ein kleiner Hinweis, den man zunächst als gar nicht so wichtig erachtet, in die richtige Richtung.“ Von Koß räumt aber ein, man habe sich mehr Tipps erhofft zu den anderen präsentierten Gegenständen, einem Basecap, einem Handschuh und einem Plastik-Kanister, der Brandbeschleuniger enthielt.
Die Ermittler haben ein enormes Pensum zu bewältigen: Schon bisher überprüfen sie mehr als zwei Dutzend konkrete Funde und Spuren und werten über 100 Befragungen von Einwohnern aus. In der Woche nach Ostern waren Fahnder in Tröglitz von Haustür zu Haustür gegangen, immer in der Hoffnung, jemand habe in der Tatnacht Entscheidendes gesehen oder gehört.
Für Hinweise, die zu den Tätern führen, hat das Land eine Belohnung in Höhe von 20.000 Euro ausgelobt. Erst zweimal in der jüngeren Kriminalgeschichte Sachsen-Anhalts ist eine so hohe Summe für die Ergreifung von Straftätern ausgesetzt worden - nach Brandanschlägen auf Streifenwagen der Polizei in Magdeburg und Bundeswehrfahrzeuge in Havelberg in den Jahren 2012 und 2013. (mz)
