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Müllskandal Müllskandal: Vergiftetes Wasser in Tongrube

Von HENDRIK KRANERT 28.07.2009, 17:34

VEHLITZ/MZ. - Die Schadstoffbelastung der Brühe sei mit den Sickerwässern von Hausmülldeponien vergleichbar, teilte die Staatsanwaltschaft Stendal gestern mit. In allen Proben seien "fast alle" Grenzwerte der Abwasserverordnung überschritten worden. Die Ergebnisse sind ein weiterer klarer Hinweis darauf, dass in der Grube nicht - wie genehmigt - mineralische Stoffe, sondern mindestens Haus- und Gewerbemüll abgeladen wurden. Bereits vor einem Monat war bekannt geworden, dass eine ähnliche Giftbrühe auch in der benachbarten Grube Möckern entsteht.

"Potenzielle Gefahr"

"Unsere Vermutung, dass da Stoffe drin sind, die da nicht reingehören, hat sich damit bestätigt", sagte Staatsanwalt Thomas Kramer der MZ. Die Behörde will ihre Ermittlungsverfahren gegen drei ehemalige Geschäftsführer der Gruben wegen des Verdachts des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen und dem unerlaubten Betreiben von Anlagen nun weiter ausbauen. Weil sich das "vergiftete Wasser" (Kramer) in der Tongrube sammele wie in einer Badewanne und offenbar nicht abfließe, stelle es derzeit keine akute Gefahr da. "Eine potenzielle Gefahr für das Trinkwasser ist es aber schon", so Kramer. Für eben jenen Fall, dass es entweder unterirdisch ausfließt oder über den Rand der Tongrube schwappt. "Dann wird es kritisch", sagte der für die Untersuchungen des Wassers zuständige Dezernent beim Landesamt für Umweltschutz, Klaus Thiede. Ob die Vehlitzer Tongrube tatsächlich dicht ist, werde derzeit noch untersucht, mit Ergebnissen sei in den kommenden Wochen zu rechnen. Widersprüchliche Angaben gibt es darüber, ob aus der benachbarten Tongrube Möckern bereits belastetes Wasser austritt. Ein Gutachten des Landesamtes für Umweltschutz vom Frühjahr kommt zu diesem Schluss - das Landesamt für Geologie und Bergwesen hatte dies zunächst eingeräumt, dann wieder bestritten (die MZ berichtete). Ein Untersuchungsergebnis aus Vehlitz beunruhigt die Fachleute aber bereits jetzt: "Das Wasser in der Grube ist stark mit Schwermetallen belastet, was für Hausmülldeponien untypisch ist", so Thiede. Derzeit könne man sich die Ursache dafür nicht erklären, weitere Untersuchungen seien nötig.

Bei regulären Hausmülldeponien werden die entstehenden Sickerwässer gesammelt und entweder gereinigt oder wieder auf der Deponie verrieselt. Die erste Variante ist zwar kostengünstiger, aber genehmigungstechnisch kompliziert, so Thiede. Die zweite Variante sieht eine Reinigung der belasteten Wässer in einer Kläranlage vor. Das ist allerdings teuer - ein Kubikmeter sauberes Wasser kostet etwa 30 bis 40 Euro. Pro Tag fallen auf solchen Deponien 100 bis 400 Kubikmeter an. "Das geht also richtig ins Geld", sagte Thiede.

Sicherung geplant

Dennoch haben sich Umwelt- und Wirtschaftsministeriums nach MZ-Informationen übereinstimmend dafür ausgesprochen, die Tongruben Vehlitz und Möckern wie Hausmülldeponien zu sichern. Wer die Kosten in Millionenhöhe dafür trägt, ist bislang offen. Die Betreiberfirma der Gruben, die Sporkenbach GmbH, ist pleite.