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Müllskandal Müllskandal: Angestellte der Stadtwirtschaft Halle vernachlässigten Kontrolle

Von Steffen Reichert 20.06.2005, 18:41

Halle/MZ. - Im Skandal um die Veruntreuung vonMüllgebühren in Halle liegt jetzt ein ersterZwischenbericht der Wirtschaftsprüfer vor.Er listet entscheidende Mängel bei der Umsetzungder Kontrollvorschriften innerhalb der halleschenStadtwirtschaft auf.

Mit Hochdruck haben vergangeneWoche Wirtschaftsprüfer Konten der halleschenStadtwirtschaft untersucht. Sie konzentriertensich auf die Frage, über welchen Zeitraumder 42-jährige Stefan B. hohe Beträge fürsich abgezweigt und so seine Spielsucht finanzierthat. B. hatte entsprechende Angaben bei derStaatsanwaltschaft gemacht. Die Stadtwirtschafthat B. fristlos gekündigt.

Wilfried Klose, Chef der übergeordneten Stadtwerke,bestätigte am Montag, dass der veruntreute Betraginzwischen bei 1,009 Millionen Euro liegt.Es handele sich um eine Summe, die von Mai1999 bis 2005 angefallen ist und die mit Hilfeder Firmenangaben rekonstruiert wurde. Obvor 1999 ebenfalls Gelder abgezweigt wurden,ist offen.

"Auf die Konten des gekündigten Mitarbeitershaben wir keinen Zugriff", so Klose. Zudemsei der Zugang zu dessen Unterlagen noch schwerergeworden, nachdem ein weiteres Ermittlungsverfahrengegen den Mann bekannt geworden war. Er sollper E-Mail Kinderpornos erhalten haben. Wegenakuter Suizidgefahr wird er mittlerweile voneinem Psychiater betreut.

Klose bestätigte Informationen, wonach dieUnternehmensgelder mit Hilfe einer technischenManipulation veruntreut wurden. Auch die entscheidendeFrage, wie die Transaktionen so lange gelingenkonnten, scheint inzwischen beantwortet. "Esgibt erhebliche Verstöße gegen die internenKontrollmechanismen", so Klose. Da der MitarbeiterB. keine Banküberweisungen habe anweisen dürfen,habe jeder der Transfers gegengezeichnet werdenmüssen. Derzeit werde geprüft, wie es zu denFreigabe-Unterschriften kam. "Wir schließenweitere disziplinarische Maßnahmen nicht aus",so Klose.

Er bestätigte im Gegensatz zur Stadtwirtschafterstmals, dass dem Unternehmen und auch demGebührenzahler ein Schaden entstanden ist.Dieser sei durch Gewinne anderer Unternehmensbereicheabgedeckt worden. "Insgesamt ist damit aberunsere Ergebnisabführung an die Stadt geringer",so Klose.