Mitteldeutschland Mitteldeutschland: Evangelische Kirche wird von Bischöfin geleitet

Wittenberg/dpa. - Die 51-jährige Theologin aus Stuttgartwurde am Samstag von der Landessynode in Lutherstadt Wittenberg imdritten Wahlgang mit Zwei-Drittel-Mehrheit gekürt. Junkermann wirddas neue Gesicht der Kirche mit rund 910 000 Mitgliedern in mehr als3300 Kirchengemeinden sein, die größtenteils in Sachsen-Anhalt undThüringen liegen. Zu ihren Hauptaufgaben gehört, die neu entstandeneKirche zu einen, zu der sich die Kirchenprovinz Sachsen und dieThüringer Landeskirche zu Jahresbeginn zusammengeschlossen hatten.Die EKM ist eine von 22 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.
Die Wahl Junkermanns, die am 29. August im Magdeburger Domfeierlich in ihr Amt eingeführt wird, ist im mehrerer Hinsicht etwasBesonderes. Zum einen ist eine Landesbischöfin in der EvangelischenKirche in Deutschland (EKD) noch immer eine Rarität. Junkermann wirderst die dritte amtierende Bischöfin neben Maria Jepsen in Hamburgund Margot Käßmann in Hannover sein. Im Kernland der Reformationmussten die Gläubigen rund 500 Jahre auf eine Frau an ihrer Spitzewarten.
Dass es eine Frau aus dem Westen werden könnte, war nichtunumstritten. Während der monatelangen Suche nach Kandidaten für dasBischofsamt der EKM war - auch im Jahr 20 nach dem Mauerfall - eineOst-West-Debatte hochgekocht. In Gemeinden kam die Frage auf, ob esnicht auch in den eigenen Reihen geeignete Bewerber gebe. Um denProzess des Zusammenwachsens voranzutreiben und gegenseitigesMisstrauen zu verhindern, wurde von Anfang an außerhalb Sachsen-Anhalts und Thüringens gesucht. Zur Ost-West-Debatte sagte dieGeschäftsführerin des Bischofswahlausschusses und Präsidentin desLandeskirchenamts, Brigitte Andrae: «Das hat bei uns keine Rollegespielt. Für uns entscheidend ist nicht die geografische Herkunft,sondern allein die Qualifikation.»
Junkermann selbst sagt offen, sie kenne die genauenBefindlichkeiten der Menschen in der EKM und im deutschen Osten nochnicht so genau. «Ich möchte sehr genau zuhören. Es ist ja die Gefahr,dass man zu schnell meint, etwas verstanden zu haben.» Sie sehedeutlich das Problem einer schwindenden Bevölkerung aufgrund vonAbwanderung und zu wenigen Kindern. Die Kirche müsse den Menschen dasGefühl geben, sich nicht als Zurückgelassene zu fühlen, sondern alsEinheimische mit einem festen Platz.
Nach der Fusion, um die ein Jahrzehnt lang gerungen worden war,müssten die ehemals eigenständigen Kirchen nun zusammenwachsen.Allerdings könne der Einigungsprozess nicht auf eine Gleichmachereihinauslaufen, sagt Junkermann. «Die Unterschiedlichkeit soll belebendwirken. Wir sollten mit doppelter Kraft die Probleme bewältigen.»Einen entsprechenden Willen habe sie bei der Synode gespürt.
Junkermann war von 94 Wahlberechtigten im dritten Wahlgang mit 76Ja-Stimmen bei 18 Nein-Stimmen gewählt worden. Zuvor hatten weder sienoch ihr Gegenkandidat Thomas Zippert aus Schwalmstadt die nötigeZwei-Drittel-Mehrheit erreicht. Zippert trat im dritten Wahlgangnicht mehr an. Junkermann, die geschieden ist und einen 18-jährigenSohn hat, leitet bisher das Dezernat Ausbildung und Personal derEvangelischen Landeskirche Württemberg. Künftig wird sie in Magdeburgresidieren, während die Verwaltung der Landeskirche in Erfurtangesiedelt ist. Bis zum Frühsommer sind noch die beiden BischöfeAxel Noack (Kirchenprovinz Sachsen) und Christoph Kähler (ThüringerLandeskirche) im Amt, die dann aus Altersgründen ausscheiden.