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Michael Kölmel Michael Kölmel: Millionen-Jongleur an der Pleiße

Von Steffen Höhne 13.09.2006, 17:36

Leipzig/MZ. - In der ersten Etage einer Leipziger Gründerzeitvilla hat Medienunternehmer Michael Kölmel sein Büro. In hohen Holzregalen stehen fein sortiert Hunderte DVDs, die sein Unternehmen Kinowelt vertreibt. Dazwischen hängen gerahmte Kinoplakate. Hier sitzt der erfolgreiche Filmhändler Kölmel. Der Firmenchef, der seit langem mit großem Engagement den europäischen Film fördert.

Millionen verbrannt

So sieht sich Kölmel wohl auch gerne selbst. Doch es gibt noch einen anderen: Den Unternehmer, der Millionen von Anlegergeldern in riskanten Geschäften verbrannt hat und nach der Insolvenz seiner früheren Firma wegen Insolvenzverschleppung verurteilt wurde.

Viele fragen sich, ist der 52-jährigen Unternehmer Pionier oder Hasardeur? Der in Karlsruhe geborene Kölmel studierte Mathematik und Volkswirtschaft. Seine Leidenschaft gehört aber dem Film. Als Student organisierte er Anfang der 80er Jahre mit seinem Bruder Rainer - mit dem er bis heute die Firma leitet - ein Filmfest in Göttingen. Mit wenigen tausend Mark gründeten beide einen Filmverleih, die "Kinowelt". Kölmel: "Ich wollte unbedingt einen englischen Film nach Deutschland holen." Kinowelt wurde Liebling der Programmkinos. Mit dem Film "Der englische Patient" schaffte die damalige Münchner Kinowelt 1996 den Durchbruch. Kölmels Erfolgsrezept: Er liest die Drehbücher selbst. "Wenn ich das Gefühl habe, eine gute Story lässt sich in Bilder umsetzen, dann greifen wir zu."

Sein Gespür begeisterte die Banker. Kinowelt ging zu den Boom-Zeiten des "Neuen Marktes" an die Börse. Kölmel kaufte teure Filmpakete und investierte in krisengeschüttelte Fußball-Clubs, um deren TV-Rechte zu bekommen. "Wer Filme an die TV-Sender verkaufen wollte, musste Fußballrechte mit anbieten", begründet er sein Sport-Engagement. 120 Millionen Euro sollen insgesamt "investiert" worden sein. Der große Erfolg blieb allerdings aus. Das Platzen der Börsen-Blase und nervöse Banken rissen die Kinowelt in den Abgrund und führten zur Verurteilung wegen Insolvenzverschleppung.

Der verheiratetet Vater von zwei Kindern sagt rückblickend: "Dies hat mich psychisch und finanziell sehr belastet. Wir haben nur versucht, unsere in die Krise geratene Firma zu retten." Leipzig bot dem Unternehmer eine zweite Chance. Mit einem 16-Millionen-Euro-Kredit der Sparkasse Leipzig und Privatvermögen erwarb er 2003 aus der Konkursmasse der Kinowelt die Film-Bibliothek zurück und sicherte sich die DVD-Rechte des ebenfalls Pleite gegangenen Kirch-Imperiums. Inzwischen gehören wieder 30 Firmen zur Kinowelt. Mit dem Verleih von Erfolgsfilmen wie "Mr. und Mrs. Smith", dem Oscar gekrönten "Million Dollar Baby" sowie mit Film-Klassikern auf DVD verdient Kinowelt Millionen.

Auch im Fußballgeschäft mischt Kölmel wieder mit. Als Besitzer des Leipziger Zentralstadions fördert er den "FC Sachsen Leipzig" mit geschätzt einer Million Euro jährlich. "Unser Ziel ist die Bundesliga", sagt Kölmel über die Ambitionen des Viertligisten. Dazu hat er auf eigene Rechnung als Sportdirektor den Kult-Trainer Eduard Geyer (früher "Energie Cottbus") geholt. "Erfolg im Fußball ist wie im Film planbar." Und wenn das Experiment schief geht? "Dann kann ich sagen, ich habe es bezahlt."

Bei vielen Fußballfachleuten erntet er nur Kopfschütteln. Das Kalkül des Geschäftsmannes: Nur mit Fußball kann das 116 Millionen Euro teure Stadion aus den roten Zahlen herausgeführt werden. Kürzlich suchten Kölmel und OB Burkhard Jung bei einem Treffen mit 80 Wirtschaftsvertretern nach Wegen, wie Sachsen-Leipzig Richtung Bundesliga gebracht werden kann.

Neuer Ärger

Derweil droht neuer Ärger: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Subventionsbetruges. Kölmels Firma soll bei dem mit 72 Millionen Euro von Bund und Land geförderten Stadion-Neubau zu hohe Baukosten angegeben haben. "Rufmord" heißt es bei der Kinowelt. Doch von den Ermittlungen lassen sich Michael Kölmel und sein Bruder Rainer in ihrer neuen Expansion nicht aufhalten. Diese Woche übernahmen sie das Verlagshaus Zweitausendeins in Frankfurt.