Medizin Medizin: Riesen-Magnet soll tiefe Einblicke ins Gehirn liefern

Magdeburg/dpa. - Bis zur praktischen Nutzung der 9,2 Millionen Euro teuren Anlage werden laut Scheich aber noch rund zehn Jahre vergehen. Bis dahin steht das Gerät Forschern zur Verfügung.
Mit dem 7 Tesla-Hochfeld-Kernspintomographen beginnt amMagdeburger Leibniz-Institut für Neurobiologie eine neue Zeitrechnung auf dem Gebiet der Neurowissenschaft. Die Maßeinheit Tesla gibt die Magnetstärke an. Gängig sind Kernspintomographen mit 1,5 bis 3 Tesla Stärke. High-Tech-Geräte mit 7 Tesla Stärke wurden bislang nur in denUSA genutzt. «Es ist ein Großereignis», sagte Scheich vor seinemSelbstversuch. «Die neu gewonnenen tiefen Einblicke in das Gehirn kommen einem Quantensprung gleich.»
Die Experten setzen große Erwartungen in den High-Tech-Tomographen: «Gerade bei der Diagnose von Nervenkrankheiten imFrühstadium können wir die Aufklärung und Therapie voranbringen»,sagte Scheich. Kernstück der Anlage ist ein fast vier Meter langerund 32 Tonnen schwerer Ganzkörper-Magnet. Das erzeugte Magnetfeld von7 Tesla ist 140 000 Mal stärker als das der Erde. Ein 230 Tonnenschwerer Stahlkäfig schirmt das Magnetfeld ab. Rund 400 KilometerSpezialdraht wurden benötigt.
«Ich garantiere ihnen, es wird keine Nebenwirkungen geben»,erklärte der 62 Jahre alte Institutsleiter mit einem Schmunzeln,bevor er unter den strengen Blicken des Vorsitzenden der zuständigenEthik-Kommission, Dieter Krause, in der engen Röhre verschwand.Kopfhörer mit Musik minderten für die kommenden rund 30 Minuten dielaut ratternden Arbeitsgeräusche des Kernspintomographen. Nach demTest kam die viel versprechende Aussage: «Ich fühle mich wieneugeboren.» Dem Versuch werden neben einer genauen Auswertung durchdie Ethik-Kommission auch weitere Versuche am Menschen folgen.
Die Stadt Magdeburg bewirbt sich unter anderem mit dem 7 Tesla-Hochfeld-Kernspintomographen um den Titel «Stadt der Wissenschaft2006». «Dieses revolutionäre Gerät ist eine Anerkennung für denStandort und die Arbeit der Menschen hier», sagte OberbürgermeisterLutz Trümper (SPD). «Ich bin sicher, dass in den kommenden Jahren dieForschungsergebnisse nur so sprudeln werden.» Neben Magdeburg stehenauch Dresden und Tübingen im Finale des Wettbewerbs. Am 15. März wirdin Bremen der Sieger bekannt gegeben.
