Max-Planck-Institut in Halle Max-Planck-Institut in Halle: Forscher untersuchen soziales Weltklima

Halle (Saale)/MZ - Weltweite Konflikte, Probleme bei der Umsiedelung von Menschen wegen Braunkohletagebauen, Städtevergleiche zwischen Halle und Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire, Ausbeutungsverhältnisse: Das sind nur einige der Themen, denen sich die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut (MPI) für ethnologische Forschung in Halle widmen.
Ethnologie wird auch als Völkerkunde oder Sozialanthropologie bezeichnet. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird Ethnologie als eigenständiges Fach an Hochschulen gelehrt. Eines der wichtigsten Instrumente der Disziplin ist die teilnehmende Beobachtung. Fachgebiete der Ethnologie sind beispielsweise die Wirtschaftsethnologie, Religionsethnologie, Musikethnologie oder Ethnolinguistik. (Wikipedia)
Seit mittlerweile 15 Jahren ist das MPI in Halle ansässig. Seitdem ist das Institut kontinuierlich gewachsen - von anfänglich 40 auf etwa 200 Wissenschaftler, auch über Drittmittel finanziert. Die Forschungseinrichtung kooperiert mit dem Institut für Ethnologie der Universität Halle, koordiniert zwei „Research Schools (Forschungsschulen) der Max-Planck-Gesellschaft und bietet eine strukturierte Doktorandenausbildung an.
„Wir wissen mehr über Wettersysteme und Meteorologie als wir über Menschen wissen - wie wir selber ticken im Umgang miteinander“, sagt Schlee. Die häufigste Methode, um an Erkenntnisse über Bevölkerungsgruppen und Zustände zu gelangen, ist die teilnehmende Beobachtung mittels stationärer Forschung, erklärt der Institutsdirektor. Die Wissenschaftler seien dafür ein Jahr in den jeweiligen Ländern und lernen dort die Lokalsprache. Das sei wichtig für die Akzeptanz in den Völkergruppen. Denn: „Es geht eher um Hintergründe und längere Beobachtungszeiträume“, sagt Schlee. Bleibe man in der Meteorologie, sei es vergleichbar mit der auf längere Zeiträume angelegten Klimaforschung.
„Konfliktnahe Forschung“ in Krisengebieten
Das kann auch gefährliche „konfliktnahe Forschung“ sein, beispielsweise in Krisengebieten. Aber auch die Anreise in entlegene Gebiete könne schon mal abenteuerlich sein. Von der mittlerweile gewohnten Erreichbarkeit, die dann eben plötzlich nicht mehr gegeben sein muss, ganz zu schweigen - zum Leidwesen der Angehörigen, die tage- oder wochenlang nichts von den Wissenschaftlern hören. „Der Fluch der modernen Technik, das elektronische Gängelband“, wie Schlee lachend sagt. Aber das Bedürfnis an Informationen sei aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten und Medien auch stark gewachsen. Außerdem sei das Internet selbst ein wichtiger Beobachtungsort und Forschungsgegenstand.
Ein weiteres Forschungsgebiet ist auch der Wohlfahrtsstaat, vor allem dessen stetiger Abbau. Dazu werden Vergleichsdaten herangezogen von Staaten und zu Menschen, die so etwas nie hatten oder bereits mit den Folgen eines veränderten Wohlfahrtsmodells umgehen müssen. „Im Vergleich zu großen Teilen Asiens, Afrikas oder Osteuropas sind wir wie eine Insel der Seligen“, sagt Schlee. Analysiert werden Verwandtschaftssysteme und Beziehungsnetzwerke in Ländern, wo der Wohlfahrtsstaat weniger entwickelt ist oder wo der demografische Wandel anders aussieht als beispielsweise in Deutschland.
Das MPI sei vor allem ein Institut der Grundlagenforschung, sagt Schlee, das gesellschaftliche Zusammenhänge anhand von weltweiten Vergleichen erkläre. Dazu finde die Forschung auf verschiedenen Kontinenten statt. „Wir haben Zusammenhangswissen und werden von Nichtregierungsorganisationen oder Militär hinzugezogen, wenn es um Friedensstiftung oder Entwicklungshilfe geht, um sie mit Rat und Tat zu unterstützen“, so Schlee.
Weitere Informationen unter: www.eth.mpg.de