Maßregelvollzug in Harzgerode Maßregelvollzug in Harzgerode: Plan überrascht die Experten
Harzgerode/MZ. - Vom Notstandsgebiet zum Schlaraffenland - unter diesem Motto könnte das Vorhaben zum Neubau einer Forensischen Klinik in Harzgerode (Kreis Quedlinburg) stehen. Den Plan, die unweit der Stadt liegende ehemalige Fachkinderklinik für Lungen- und Bronchialleiden zum dritten Standort für den Maßregelvollzug in Sachsen-Anhalt umzubauen, hat Gesundheitsminister Gerry Kley (FDP) im Rathaus von Harzgerode bekannt gegeben.
Von der neuen Einrichtung, die nach Kleys Worten bis zu 250 psychisch kranken Straftätern Platz bieten soll, erhofft sich die Landesregierung eine Entlastung der bereits bestehenden Kliniken in Bernburg und Uchtspringe. Deren Kapazitäten von 105 beziehungsweise 209 Betten sind seit Jahren ausgeschöpft, Überbelegungen von bis zu 40 Prozent sind keine Seltenheit. Das Krankenhaus in Harzgerode solle vor allem Patienten aufnehmen, bei denen eine Entlassung auf längere Zeit nicht absehbar sei, sagte Kley. Ausgänge und Beurlaubungen, die anderswo Ängste bei Einwohnern geschürt haben, seien nicht vorgesehen. Es werde außerdem hochmoderne Sicherheitsvorkehrungen geben.
Auch wenn noch nicht feststeht, wann der auf 20 bis 30 Millionen Euro geschätzte Umbau beginnen soll, wunderte man sich gestern nicht nur in Harzgerode, wie weit die Planungen schon fortgeschritten sind. Selbst Dr. Alwin Fürle, Ärztlicher Direktor des Bernburger Krankenhauses und Vorsitzender des Landes-Psychiatrieauschusses, hat von der Grundsatzentscheidung erst aus der Zeitung erfahren. "Uns hat niemand Bescheid gesagt", so Fürle gegenüber der MZ. Laut Sozialministerium waren lediglich Bürgermeister und Landrat seit August vergangenen Jahres in die Pläne eingeweiht.