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Marburg (Hessen Marburg (Hessen): Reden, reden, reden - und das frühzeitig

07.06.2012, 18:45

Marburg/MZ/asc. - Die Vergangenheit der drei Neubürger - zwei davon wegen Sexualstraftaten verurteilt - sprach sich rasch herum. Es passierte, was immer passiert in solchen Fällen: Anwohner protestierten. In einem der betroffenen Stadtteile hingen alte Zeitungsartikel über die Verbrechen eines der Männer an Bushaltestellen und Spielplätzen.

Dennoch gelang es in Marburg, die Situation zu befrieden. "Das Thema ist heute nicht mehr präsent", sagt Ullrich, der als Landgerichtspräsident für die Bewährungshilfe zuständig ist. Die Strategie des Gerichts und der Stadtverwaltung: reden, reden, reden - und das möglichst frühzeitig. Sie sind in Ortschaftsbeiräte gegangen und in Bürgerversammlungen, in Kindergärten und in Schulen. "Wer Bedarf hatte, ist von uns bedient worden", sagt Ullrich. Sie haben keine Sachbearbeiter vorgeschickt, nein, der Gerichtspräsident und Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) haben sich selbst den Fragen der Bürger gestellt.

Einer der drei Straftäter ist mittlerweile verstorben. Der zweite hat einen Job gefunden und ist innerhalb der Stadt umgezogen - in aller Stille. "In der Öffentlichkeit weiß niemand, wo er wohnt", sagt Rathaus-Referentin Bohnke. Auch das, ist sie sicher, hat zur Befriedung beigetragen. Der dritte Täter lebt nach wie vor in dem Stadtteil, in den er 2010 gezogen war. Bisher habe sich der unter Führungsaufsicht stehende Mann an alle Auflagen gehalten und sich nichts zu Schulden kommen lassen, sagt Christoph Ullrich.