1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Mansfelder Land: Mansfelder Land: Salziger See wird wohl nicht wieder entstehen

Mansfelder Land Mansfelder Land: Salziger See wird wohl nicht wieder entstehen

Von Wolfram Bahn 07.03.2004, 15:54

Röblingen/MZ. - Es fehlt das Geld, um den einst knapp 900 Hektar großen See im Mansfelder Land wieder entstehen zu lassen - vor mehr als 100 Jahren war er wegen des Bergbaus trocken gelegt worden. Je 50 Millionen Euro sollten die Europäische Union sowie Land und Kommunen beisteuern. 300 Jobs sollten entstehen. Doch die EU-Kommission hat das Projekt vor kurzem als zu kostspielig verworfen. Mit Begründungen, die Peter Edel, Chef der Entwicklungsgesellschaft Seengebiet Mansfelder Land, nicht nachvollziehen kann: "Es geht um die Zukunft einer ganzen Region, wie kann man da so kleinlich sein?"

Vor zehn Jahren war die Seengesellschaft aus der Taufe gehoben worden. Die Erwartungen waren hoch. Konferenzen fanden statt, Pläne wurden geschmiedet, es wurde von Jachthafen und Badebuchten geträumt. Das kam nicht von ungefähr. Jahrhunderte lang galten der Süße und der Salzige See als die "blauen Augen des Mansfelder Landes". Und bevor man den Salzigen See, der etwa zweieinhalb Mal größer war als der Süße See, Ende des 19. Jahrhunderts absenkte, wurde dort neben der Fischerei auch Obst- und Weinbau betrieben. Der Salzgehalt in Luft und Wasser half bei Atemwegs-, Darm- und Hauterkrankungen. So entwickelte sich ein Kurbetrieb. In die Seebäder von Erdeborn und Unterröblingen strömten Kurgäste aus Halle und Leipzig. Es gab Kurkonzerte, Sängerfeste und Ruderregatten.

"Der See muss wieder kommen", hatte nicht nur Rudolf Ebest, der Vorsitzende des Röblinger Heimat- und Bergbauvereins, gefordert. 6 000 Unterschriften wurden 2001 gesammelt. Die Menschen in einer Region mit 25 Prozent Arbeitslosen klammerten sich an das Vorhaben wie an einen Strohhalm. Heute ist eher Ernüchterung eingezogen. "Wir müssen wohl künftig kleinere Brötchen backen", sagt Röblingens Bürgermeister Jürgen Ludwig.

Freilich, das Vorhaben stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Das Land bekannte sich nur halbherzig zu dem Projekt. Und in der Region selbst ist man sich nie richtig einig gewesen. Naturschützer plädieren für ein Vogelparadies, anderen schwebt ein Badegewässer vor. Ob die Wasserqualität des Salzigen Sees dafür reichen würde, weiß allerdings keiner.

Allen Unkenrufen zum Trotz hält Landrat Hans-Peter Sommer (CDU) an dem Vorhaben fest. "Dann müssen wir halt nach anderen Wegen suchen." Sein Prinzip Hoffnung hat jedoch einen weiteren Dämpfer erhalten. Die Landesregierung will kein Geld locker machen, um die Bundesstraße 80 zwischen Wansleben und Aseleben, die bei der Rückkehr des Salzigen Sees überflutet würde, über eine Brücke zu führen. Man müsse vorerst kleine Teilprojekte anpacken, so Umweltministerin Petra Wernicke (CDU). Der Erholungspark in Röblingen könne ausgebaut werden, auch die Uferzone am Süßen See. Doch wie soll der Salzige See ohne eine Verlegung der B 80 zurück kehren?

Ratschläge hat sich die Seengesellschaft inzwischen von zwei Experten aus dem Frankenland geholt. Dort ist ein ähnliches Großprojekt, durch das unter anderem der Brombachsee südlich von Nürnberg wieder entstand, umgesetzt worden. Das hat allerdings 30 Jahre gedauert. Auf Zeit setzt indes auch Seengesellschafts-Chef Edel. Jedes Jahr werden 20 Millionen Kubikmeter Wasser abgepumpt, um den Salzigen See am Auftauchen zu hindern. Knapp eine halbe Million Euro kostet das das Land jährlich. Doch der Seengrund, in dem zumeist Äcker und Wiesen liegen, vernässt trotzdem immer stärker. Und so ist nicht nur Edel überzeugt: "Die Natur holt sich ihr Recht zurück. Der Salzige See bleibt auf der Tagesordnung."