Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Odyssee im Schneechaos
HETTSTEDT/MZ. - Wie hunderten anderen Autofahrern im Mansfelder Land war es auch ihr passiert: Das Schneechaos in der Nacht zum Mittwoch hatte den Verkehr im Landkreis Mansfeld-Südharz weithin zum Erliegen gebracht. Überall blieben Autos in den Schneeverwehungen stecken.
Am Nachmittag sah die Welt im Mansfelder Land noch harmlos aus. "Ich hatte mit meiner Tochter Kiara einen Arzttermin in Halle, dann wollten wir zurück nach Endorf, wo wir wohnen", erzählte die 39-jährige Frau. In Hettstedt habe sie der erste Stau erwischt. Doch ging es dann dort weiter, Diana Hesselbarth konnte in der Kupferstadt sogar noch tanken. "Das war unser Glück", stellte sie im Nachhinein fest.
Besonders das Gebiet des frühere Landkreises Hettstedt war "verkehrstechnisch von der Außenwelt abgeschlossen", wie Landrat Dirk Schatz (CDU) die Lage beschrieb. Er hatte deshalb am Dienstagabend den Katastrophenfall ausgerufen. Im abendlichen Berufsverkehr hatte sich die Situation zugespitzt, nachdem schon am Nachmittag vielerorts die Schulbusse im Schnee stecken geblieben waren. Schulkinder mussten zu Fuß nach Hause laufen, oder sie wurden in Notquartieren untergebracht (die MZ berichtete).
Auf der Strecke über Sylda war dann auch für Diana Hesselbarth kein Durchkommen mehr. Zwar wurden ihr Wagen und andere Autos dort nach einigen Stunden freigeräumt, doch sollte das noch nicht das Ende der Odyssee gewesen sein. "Wir versuchten es über andere Straßen - und blieben dort wieder stecken", berichtete sie weiter. Doch hätten sie und ihre zwölfjährige Tochter keine Angst gehabt. "Ich wusste, der Tank ist voll, wir konnten den Motor laufen lassen, es wurde nicht kalt. Die Zeit haben wir uns mit einem Kreuzworträtsel vertrieben."
Am späten Abend kam Hilfe. "Nette Leute von der Feuerwehr aus Bräunrode", sagten ihr, dass in dem Ort Notquartiere eingerichtet worden waren. Die Endorfer verließen ihr Auto. Die Mutter wurde im ehemaligen Kindergarten des Ortes untergebracht, ihre Tochter zusammen mit einem anderen Mädchen in der Wohnung einer Anwohnerin. Ein Dutzend Leute haben dort schließlich die Nacht verbracht, und zwei kamen in der Gaststätte unter. "Wir haben den Leuten Essen und Decken gebracht", sagte Sieglinde Zehe, eine der rund 350 Helfer. Für Frau Hesselbart und ihre Tochter ging die Fahrt erst am Mittwoch um 8 Uhr weiter.
So wie sie erhielten die Betroffenen überall spontan Unterstützung von fremden Leuten. Im Feuerwehrgerätehaus in Welfesholz waren 50 Leute untergekommen, fast 70 Leute wurden von der Burgsdorfer Feuerwehr betreut. Und die Feuerwehr in Sylda bekam am Mittwoch überraschend Besuch von Taxiunternehmer Andreas Kautzsch aus Klostermansfeld, der sich mit einem Präsentkorb für die nächtliche Betreuung bedankte. "Es war mir ein Bedürfnis", sagte der Mann, der bis nachts um 1 Uhr in Sylda ausharren musste, ehe es weiterging. Glück hatte auch ein Angestellter, der in einem Hotel in Eisleben das letzte Zimmer ergatterte. "Ich hätte sonst im Büro übernachten müssen."
Nicht verschont von dem Schneechaos blieben auch die Helios Kliniken in Eisleben und Hettstedt. Auch dort kamen nicht alle Mitarbeiter nach Hause. Sie halfen unter anderem, zwei behinderte Kinder zu versorgen, die mit ihren Betreuern mehrere Stunden auf einer stark verschneiten Straße in einem Taxi festgesteckt hatte. Die Feuerwehr hatte die unterkühlten Kinder am Abend aus der misslichen Lage befreien können und in die Hettstedter Klinik gebracht. Dort bekamen die 9 und 14 Jahre alten Kinder heiße Getränke und wurden in warme Betten gesteckt. Da am Mittwoch alle Schulen im Kreis wegen des Wetters gegeschlossen blieben, konnten sie sich noch etwas erholen.