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Magdeburgerin will "Miss Intercontinental" werden Magdeburgerin will "Miss Intercontinental" werden: Im Finale der Schönen

Von RALF BÖHME 17.12.2015, 18:39
Die 19 Jahre alte Mailin Marreros, während eines Pressetermines zur bevorstehenden Wahl der Miss Intercontinental 2015 auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg
Die 19 Jahre alte Mailin Marreros, während eines Pressetermines zur bevorstehenden Wahl der Miss Intercontinental 2015 auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg dpa Lizenz

MAGDEBURG - Wie sie das Smartphone in den Händen hält. Ein Blickfang. Ihre Finger bewegen sich flink und grazil, die Maniküre makellos. Und trotzdem, die Welt ist für sie in diesem Moment alles andere als perfekt: Denn der heiß ersehnte Anruf bleibt aus, das Glück ist stumm - seit sieben Stunden schon. Die 19-jährige aus Magdeburg, die möglicherweise am Freitagabend die Krone der Miss Intercontinental trägt, leidet. Was interessiert da ein in Aussicht stehendes Preisgeld von 35 000 Euro? „Jetzt plagt mich richtiger Liebeskummer“, bekennt Mailin Marrero.

Dass dieser nervige Zustand wenig später doch endet, empfindet sie als größtes Glück. „Hurra, er ruft zurück!“ Endlich meldet sich ihr Freund, Sachsen-Anhalts heimliche Rapper-Hoffnung Leroy Bangs. Jetzt strahlen die rehbraunen Augen. „Nun ist alles gut.“ Das Wichtigste: Am Freitagabend, wenn es darauf ankommt, sitzt der 29-Jährige mit im Saal und drückt ihr die Daumen. Im Maritim-Hotel der Landeshauptstadt geht es beim Wettbewerb der World Beauty Organisation um alles oder nichts: Wer ist die Schönste aller Kontinente? Das Finale.

Für Mailin Marrero ist es so etwas wie ein Blitzstart. Im Unterschied zu den meisten anderen Starterinnen aus 64 Nationen nimmt sie bislang alle Hürden im ersten Anlauf. Ob beim Casting für die Moda Vision, das ist die Mode-Nacht in Magdeburg, oder ihre siegreiche Präsentation als „Miss Deutschland“ - selbst die kritischsten Juroren, scheint es, können nicht anders: Das Mädchen aus Sachsen-Anhalt, das ohne Schönheits-OP und mit nur wenig Schminke auskommt, erhält die höchsten Punktzahlen. Detlef Tursies, der die Szene der großen Schönheitswettbewerbe seit vielen Jahren beobachtet, erklärt sich das so: „Glamour ist beinahe alltäglich.“ Dagegen hebe sich Mailin Marreros natürliche Ausstrahlung ausgesprochen wohltuend ab. Neben diesem Gesamtauftritt liege der Erfolg möglicherweise an Details wie dem ganz besonderen, bezaubernden Schwung ihrer dunklen Augenbrauen. Danach suche die Werbewirtschaft.

Was mancher Experte als schlichte Eleganz umschreibt, ist im Grunde ein echtes Magdeburger Gewächs. Die 19-Jährige sieht sich selbst als ein „Mädchen von nebenan“. Dass daran nichts Aufregendes sei, darf allerdings getrost als nette Koketterie abgetan werden. „Weil ich zu früh zur Welt kam, musste mein älterer Bruder seine Geburtstagsfeier verschieben“, erzählt sie kichernd. Eine kleine feine Narbe, die von einem Sturz von der Schaukel rührt, erinnert sie an die Kindergartenzeit.

Später an der Integrierten Gesamtschule entdecken die Lehrer ihr Talent für fremde Sprachen. Englisch und Französisch, Spanisch ist schon Leidenschaft. Kein Wunder, zu Hause ist das die Küchensprache. Der Grund: „Mutter kommt aus Schönebeck, mein Daddy aber ist Kubaner.“ Diese Beziehung zwischen der ehemaligen Kellnerin und dem früheren Schweißer hält seit 24 Jahren - „wie Pech und Schwefel“. An ihrer Mutter schätzt sie die zupackende Art. Der Vater begeistert seine Tochter durch karibisches Temperament.

Auf der nächsten Seite: Mailin Marrero über ihre kubanischen Wurzeln, ihre Vorbilder und Jorge Gonzalez.

Wofür sie ihre Eltern liebt, ist deren Toleranz und Lebensfreude. Dass bezieht sich nicht allein auf Havanna-Zigarren, guten Rum und ausgelassene Tänze an Festtagen. Ein Beispiel von vielen: Als Mailin im zarten Alter von elf Jahren heimlich teure High-Heels der Mutter ausprobiert, kein böses Wort - stattdessen fröhliches Lachen. Längst stehen ein gutes Dutzend Paare im Schuhschrank der jungen Frau. Das Laufen auf Absätzen zwischen zwölf und 15 Zentimetern bereite ihr nicht die geringsten Schwierigkeiten. Das kann auch Jorge Gonzalez bestätigen, kubanischer Laufsteg-Trainer von Germanys Next Top Model.

Den echten Hüftschwung jedenfalls könne sie in Deutschland kaum üben. Das mache sie besser mit Profis auf Kuba. Dort wohnen Großmutter und Tante, fünf Stunden von der Hauptstadt entfernt. So kommt es, dass Marrero sich perfekt bewegen kann - zum Ärger der Konkurrenz bei Miss-Wettbewerben. Für alle, die das nicht so recht glauben wollen: Ein Date - das ist, sagt sie, eigentlich gar kein Problem. Oft kommen auch ehemalige Mitschülerinnen - Charlott und Roxy - mit. Als ihre Lieblings-Location nennt sie den Magdeburger Prinzz-Club. Wer dort mit ihr lateinamerikanische Salsa tanzen will, sollte im eigenen Interesse kein Anfänger mehr sein.

Die Kondition holt sich die Anwärterin auf die Krone im Fitness-Studio - nach den Ausbildungsstunden zur Immobilien-Kauffrau. Ihr Coach Paul Reinicke jedenfalls beklagt sich nicht über ihren Ehrgeiz. Manchmal müsse er seinen Schützling, der nach wenigen Monaten ein hübsches Sixpack aufweist, sogar etwas bremsen. 1,70 Meter groß, 53 Kilogramm - das passt. Genauso wie die Verteilung auf Maße, die jeden Model-Scout neugierig werden lassen: Taille 61 Zentimeter, Hüfte 93 und Brust 83. Das ist nahe am gängigen Ideal.

Mailin Marrero sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf, wie sie sagt. Manchmal spiele sie schon mit dem Gedanken an eine Brustvergrößerung. Auch mit dem ihrer Meinung nach etwas zu dünnen Haaren sei sie noch nicht ganz glücklich. An dieser Stelle lüftet sie ihr kleines Geheimnis: Vorbild sei das australische Top-Modell Miranda Kerr. Es wirbt unter anderem für die Modemarke Victorias Secret, ist weltweit unterwegs. Soweit wolle sie es auch bringen, zusammen mit ihrem Rapper-Freund. „Das schaffen wir!“ (mz)

"Miss Deutschland" ist die schon gewesen. Jetzt will Mailin Marrero hoch hinaus.
"Miss Deutschland" ist die schon gewesen. Jetzt will Mailin Marrero hoch hinaus.
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