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Magdeburg Magdeburg: Projekt der Stadt fördert legale Graffiti-Kunst

Von Fabian Erik Schlüter 07.06.2007, 06:52

Magdeburg/dpa. - Die Geschichte hat Meyfarth selbst aneine Wand gesprüht, große, farbenfrohe Bilder, dazwischen diekunstvoll verschnörkelten Namen der Künstler. Allerdings muss der 21-Jährige für sein Graffiti keine Strafe fürchten: Zusammen mit einigenFreunden hat er sein Werk ganz legal angebracht, und das sogar mitUnterstützung der Stadt Magdeburg und des Projekts «Graffiti legal».

Schmierereien an Hauswänden, Schaltkästen oder öffentlichenVerkehrsmitteln verursachen allein in Magdeburg jährlich Schäden in Millionenhöhe. Rund 1200 Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung durchillegale Graffiti wurden laut Polizei im vergangenen Jahr erstattet.Gleichzeitig wird Graffiti immer mehr als eine eigene Kunstformgewürdigt. Das Projekt «Graffiti legal» des Jugendamts der Stadtversucht daher, jungen Sprayern Flächen zu vermitteln, auf denen sielegal sprayen können. «Damit hat Magdeburg deutschlandweit eineVorreiterrolle im Umgang mit Graffiti übernommen», sagt die Leiterindes Projekts, Ilka Schiffner.

«Vor zehn Jahren wurde Graffiti in Magdeburg erstmals alswirkliches Problem wahrgenommen», sagt Schiffner. «Aber die Strategieder Stadt war nur darauf ausgerichtet, illegales Graffiti zubekämpfen.» Die Idee des Jugendamts sei es gewesen, eine Kontaktbörseaufzubauen, die Sprayer mit Einrichtungen, Ämtern oder Privatpersonenzusammenführt, die gerne eine Fläche gestaltet haben wollen. DasJugendamt vermittelt, der Auftraggeber trägt die Kosten für die Farbeund belohnt die Sprayer etwa mit Geld oder Geschenken.

Um möglichst viele junge Sprayer zu erreichen, wurde vor dreiJahren eine eigene Internetseite gestartet, mehr als 30 Flächenwurden seitdem über das Projekt gestaltet. Und es könnten lautSchiffner noch mehr sein: Flächen stünden inzwischen reichlich zurVerfügung, es fehlten oft nur die Sprayer. «Einige Jugendliche habensicher Berührungsängste, weil sie nicht wissen, was genau es mit demProjekt auf sich hat», sagt Schiffner. Auch hätten sie oft andereVorstellungen von Graffiti-Kunst als die Auftraggeber.

Das Projekt bietet aus Sicht des Jugendamtes eine einmaligeChance, jungen Künstlern Raum zur Entfaltung zu bieten und einenBeitrag dazu zu leisten, dass Graffiti als ernst zu nehmende Kunstangesehen werde. Natürlich könnten aber nicht alle von Schmierereienabgehalten werden. «Viele Jugendliche wollen sich mit illegalemGraffiti beweisen, und keine Kunst machen», sagt Schiffner. Daherwarnt die Internetseite auch vor den Folgen der Schmiererei: Wirdjemand erwischt, muss er in vielen Fällen die Kosten der Beseitigungtragen. Weil die Farbe oft auch tiefer liegende Schichten der Wändeangreift, kommen da schnell mehrere tausend Euro zusammen.

Illegales Graffiti komme für ihn deshalb nicht in Frage, sagtSprayer Meyfarth. «Ich brauche nicht den Kick, etwas Verbotenes zumachen. Graffiti ist doch spannend genug: Es gibt unendlich vieleMöglichkeiten, Techniken auszuprobieren und etwas ganz Neues zumachen.» Der gelernte Koch arbeitet zur Zeit in einem Callcenter,sein Ziel sei es aber, auf dem zweiten Bildungsweg Grafikdesign zustudieren. «Graffiti ist mein Leben. Und mein späterer Beruf sollteauf jeden Fall etwas mit Kunst zu tun haben.»