Magdeburg Magdeburg: Gefährliche Verwechslung
MAGDEBURG/VS. - Die Pilzsaison hat begonnen - für eine Magdeburger Familie nahm sie einen tragischen Verlauf. Die fünf Familienmitglieder haben hochgiftige Grüne Knollenblätterpilze gegessen. Schon eine winzige Dosis davon kann zum Tode führen. Die Großeltern, Eltern und ein Kind waren am Sonntag wegen starker Übelkeit in die Notaufnahme des Städtischen Klinikums gefahren. Laut einer Klinik-Sprecherin waren die fünf Familienmitglieder zeitweise in Lebensgefahr. Der Großvater liege noch immer auf der Intensivstation. Der Zustand seiner Frau und der Eltern des Kindes sei inzwischen aber stabil. Das vierjährige Kind konnte am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Den Verdacht auf eine Vergiftung mit dem Grünen Knollenblätterpilz konnte der Pilzexperte Prof. Wulf Pohle bestätigen. Das Problem, vor dem immer wieder gewarnt wird, ist die große Ähnlichkeit des giftigen Pilzes mit einem Champignon. Der Notarzt Dr. Wieland Schulze hatte Pohle am Sonntagabend um Hilfe gebeten, um den Pilz zu bestimmen, den die Familie umsichtigerweise mitgebracht hatte. "Schon der Verzehr einer geringen Menge des Grünen Knollenblätterpilzes hat ohne ärztliche Hilfe tödliche Folgen. Das Gift zerstört die Leber", so Pohle, der den Pilz mikroskopisch untersuchte. Das Tückische: Das Gift des Pilzes kreist ständig im Körper. Genau diesen Kreislauf müssen die Ärzte unterbrechen. Als Gegengift ist ein Extrakt aus der Mariendistel bekannt, so Pohle. "Es verhindert die Aufnahme des Gifts in der Leber", erklärt er.
Bereits in der vergangenen Woche war eine 69 Jahre alte Frau in Braunschweig gestorben. Sie hatte ebenfalls die hochgiftigen Knollenblätterpilze mit Champignons verwechselt und gegessen. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal der Pilze ist die Farbe der Lamellen, so Pohle: "Die des Knollenblätterpilzes sind weiß, beim Champignon dagegen grau-rosa bis schokoladenbraun." Weiterhin endet der Stiel des Champignons nicht in einer häutigen Knolle. Pohle rät allen Hobbysammlern, sich ein fundiertes Wissen über alle gängigen Speise- und Giftpilze anzueignen und sich an die Pilzberatungsstellen zu wenden. "Was man nicht kennt, sollte man stehen lassen."
Der Grüne Knollenblätterpilz ist meist unter Eichen zu finden. Pohle rät allen, die nach dem Verzehr von Pilzen Übelkeit verspüren, sofort einen Arzt aufzusuchen. "Bei vielen Pilzvergiftungen dauert es nach Verzehr etwa eine halbe bis eine Stunde, bis die Beschwerden auftreten. Beim Grünen Knollenblätterpilz ist diese Zeit länger", weiß der Toxikologe. Je nach Zustand des Patienten könne es zwischen acht und zwölf Stunden dauern, aber auch bis 24 Stunden und länger, ehe Beschwerden auftreten.