1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Magdeburg: Magdeburg: Eine neue Hauptorgel für den Dom

Magdeburg Magdeburg: Eine neue Hauptorgel für den Dom

Von Ilana Schmidtke 05.05.2008, 06:23
Blick auf die neue Orgel im Dom «Sankt Katharina und Sankt Mauritius» in Magdeburg. Mitarbeiter der traditionsreichen Potsdamer Orgelbaufirma Schuke errichteten die neue große Hauptorgel mit 93 Registern auf der Westempore des größten Gotteshauses der Elbestadt. Am 18. Mai 2008 soll die zwei Millionen Euro teure Orgel geweiht werden. Die alte Hauptorgel war bei einem Bombenangriff im Jahr 1945 völlig zerstört worden. (Foto: dpa)
Blick auf die neue Orgel im Dom «Sankt Katharina und Sankt Mauritius» in Magdeburg. Mitarbeiter der traditionsreichen Potsdamer Orgelbaufirma Schuke errichteten die neue große Hauptorgel mit 93 Registern auf der Westempore des größten Gotteshauses der Elbestadt. Am 18. Mai 2008 soll die zwei Millionen Euro teure Orgel geweiht werden. Die alte Hauptorgel war bei einem Bombenangriff im Jahr 1945 völlig zerstört worden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Wer heute denDom besichtigt oder an ihm vorbeikommt, hört mitunter zwar Töne vonder Intonation und Stimmung. In ganzer Pracht soll die neueHauptorgel aber erst bei der Orgelweihe und einer anschließendenFestwoche am Magdeburger Dom erklingen, dem zwischen 1209 und 1520erbauten ältesten gotischen Sakralbau in der Bundesrepublik.

So viel kann Kirchenmusiker Jordan zu seinem neuen Instrumentschon sagen: «Die Orgel hat eine starke Persönlichkeit, ihr eigenesProfil, auch wenn sie sich technisch nicht hundertprozentig sospielen lässt, wie man sich das wünschen könnte.» Kurz vor derEinweihung wirkt er ziemlich erschöpft. «Der Bau der neuen Domorgelist schon ein bisschen, wie ein ziemlich großes Kind zu kriegen.»

Ganze zehn Jahre hat es von der Idee bis zum fertigen Instrumentgebraucht. «Die Grundidee war, dass 1000 Magdeburger über einengewissen Zeitraum je 1000 Mark spenden müssten, damit im Dom eineneue Orgel stehen kann», erinnert sich Helge Scholz,Vorstandsvorsitzender der Aktion Neue Domorgeln Magdeburg, der vonAnfang an dabei war. «Es wurde aber schnell klar, dass das nichtreicht.» Am Ende kostete das Projekt dann rund 2,1 Millionen Euro -das Geld kam von 1550 Spendern, darunter privaten Stiftungen, Firmen,Institutionen, Privatleuten und öffentlichen Förderern.

Im Januar 1945 war der Boden über der Westempore, wo seitJahrhunderten die Hauptorgeln im Dom standen, zerbombt worden, diedamalige Orgel wurde schwer beschädigt. «Das Bemerkenswerte ist, dassdiese Orgel zwar riesig war, aber nie wirklich geliebt wurde. Ichnehme also stark an, dass sie, ohne dass ihr eine Träne nachgeweintwurde, in den Nachkriegswirren aus dem Dom verbracht wurde», mutmaßtScholz. Seit 1969 dient eine Nebenorgel über der Paradiespforte alsHauptorgelersatz. Auch sie wurde seinerzeit, wie jetzt die neueOrgel, von der Orgelbauanstalt Alexander Schuke Potsdam errichtet.

«Bei der neuen Orgel sind sich alle einig, dass eine glücklicheZusammenwirkung von Raum und Instrument gelungen ist. Das kann mannie hundertprozentig vorhersagen», sagt Scholz weiter. «Ich finde,die neue Orgel ist vom kleinsten, zartesten Register bis zum großenTutti ein reinster Hörgenuss.» Ob diese positive Klangbilanz auch vonanderen geteilt wird, wird sich in der Festwoche zeigen. Dann gebensich weltbekannte Organisten wie Ludger Lohmann, Silvius von Kesselund Martin Haselböck auf der neuen Orgel die Ehre. Helge Scholz undBarry Jordan rechnen mit wenig Kritik. «Trotz kleinerSchönheitsfehler muss man anerkennen, dass die Orgel sehr gut ist.Sie hat klanglich etwas Nobles, Elegantes an sich, aber trotzdem auchetwas Maskulines - das ist Oberklasse», urteilt Jordan.

Mit seinen 93 Registern ist das Magdeburger Instrument im Momenteine der größten Orgelneubauten in Deutschland. Mit ihrem romantisch-sinfonischen Klang lässt sich die ganze Fülle der Orgelliteraturspielen. Die traditionelle Orgelbaukunst, die größtenteils mitMechanik zu tun hat, hat sich in den vergangenen drei Jahrhundertenkaum verändert. Neu hinzu kommen elektrotechnische und elektronischeNeuerungen. «Bei unserer neuen Orgel ist zum Beispiel eine Innovationaus Amerika eingebaut worden, eine Spielhilfe für den Organisten, dieich gerne mit der Servolenkung eines Autos vergleiche», sagt Scholz.Als nächstes Projekt plant sein Verein einen Orgelneubau im Remterdes Domes, der sogenannten Winterkirche.