1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Magdeburg: Magdeburg: 28-Jährige wegen versuchter Baby-Entführung vor Gericht

Magdeburg Magdeburg: 28-Jährige wegen versuchter Baby-Entführung vor Gericht

Von Silke Katenkamp 06.10.2011, 15:35
Wegen versuchter Entführung eines Säuglings und versuchter Tötung der Mutter muss sich eine 28 Jahre alte Frau, hier neben ihrem Rechtsanwalt, Dieter J. Schulze, am Donnerstag vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. (FOTO: DPA)
Wegen versuchter Entführung eines Säuglings und versuchter Tötung der Mutter muss sich eine 28 Jahre alte Frau, hier neben ihrem Rechtsanwalt, Dieter J. Schulze, am Donnerstag vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Weil sie ihren Freund zurückgewinnen wollte,soll sie versucht haben, ein Baby aus einem Krankenhaus zu rauben unddessen Mutter zu töten. Seit Donnerstag muss die 28-Jährige sichdafür vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Im September 2009soll sie auf der Entbindungsstation eines Magdeburger Krankenhausesversucht haben, den nur wenige Stunden alten Säugling zu entführen.Als dessen Mutter sich wehrte, soll die Angeklagte von hinten miteiner Schere zugestochen haben. Dabei durchtrennte sieunter anderem das Ohrläppchen der Mutter.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft habe die Angeklagte gehofft,mit einem Kind ihren Ex-Freund zurückgewinnen zu können. Im Vorfeldder Tat soll sie ihrer Familie und ihren Freunden monatelangvorgespielt haben, schwanger zu sein. Von einer schwangeren Freundinsoll sie Ultraschallfotos sowie einen gefälschten Mutterpassvorgezeigt haben. «Der soziale Druck der Frau von Seiten ihresUmfeldes muss extrem hoch gewesen sein», sagte der RechtsanwaltUlrich Koehler, der die Mutter als Nebenklägerin vertritt.

Ausgestattet mit einer Schere und einem Beutel vollBabypflegeprodukten soll die Angeklagte deswegen am Nachmittag desTattags die Entbindungsstation des Krankenhauses aufgesucht haben.Dort soll sie mehrmals in das Zimmer der Mutter gegangen sein, diemit ihrem Kind im Bett saß. Als die Angeklagte erfuhr, dass die Frauden Jungen in der Nacht zur Welt gebracht hatte, soll sie ihre Tantemit der Bitte angerufen haben, sie aus dem Krankenhaus abzuholen, dasie gerade selbst einen Sohn entbunden hätte.

Anschließend soll sie erneut in das Zimmer der Mutter gegangensein und dieser die mitgebrachten Pflegeprodukte als Geschenkangeboten haben. Dann soll sie versucht haben, das Baby, das nebender Mutter auf dem Bett lag, an sich zu nehmen. Als die Mutterversuchte, dies zu verhindern, soll die Angeklagte eine knapp 20Zentimeter lange, spitze Schere gezogen und mit dieser«überfallartig» die Mutter von hinten angegriffen haben. Weil sichdie Frau heftig wehrte und eine Hebamme zu Hilfe eilte, wurde lautStaatsanwaltschaft Schlimmeres verhindert.

Der Fall war bereits vor dem Amtsgericht Magdeburg verhandeltworden. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautete damals aufversuchte Kindesentziehung und gefährliche Körperverletzung. Aufgrundder Beweislage war das Schöffengericht allerdings zu der Überzeugunggelangt, dass die Angeklagte in Tötungsabsicht handelte und sogar einversuchter Mord vorliegen könnte. Deswegen wurde der Fall an dieSchwurgerichtskammer des Landgerichts abgegeben. Der Prozess wird amMontag fortgesetzt. Dann will sich die Angeklagte zu den Vorwürfenäußern.