Luther-Zentrum Wittenberg Luther-Zentrum Wittenberg: Werbung für den Reformator
Köln/MZ. - Das überreiche Vermächtnis des Reformators Martin Luther (1483–1546) soll international stärker präsentiert werden. Dieses Ziel hat sich der Verein "Luther-Zentrum Wittenberg" gesetzt. Seit der Gründung 1999 arbeitet er an Luthers langjähriger Wirkungsstätte dafür, dessen Erbe breite Geltung zu verschaffen.
"Es gibt im Ausland kaum einen vergleichbaren Top-Wert, der deutsch und positiv besetzt ist", sagte der Vorsitzende des Luther-Zentrums, der frühere Braunschweiger Landesbischof Christian Krause, im Anschluss an eine Mitgliederversammlung im Neven DuMont Haus in Köln. Im kommenden Jahr werde der Verein mit der Stiftung "Luther Gedenkstätten" eine große Wanderausstellung über Luthers Leben und Wirken in Kanada und den USA zeigen. Ausgangspunkt ist Winnipeg, wo 2003 der Lutherische Weltbund (LWB) tagt, ein Dachverband von 137 Kirchen mit 65 Millionen Mitgliedern.
Sorge um Förderung
Die Lutherstadt Wittenberg spiele als "Geburtsort der Reformation" eine entscheidende Rolle für die Außendarstellung des Luther-Erbes, so Krause. Die Stadt, so Krause, sei "das Rom der Lutheraner". An der Schlosskirche zu stehen, wo Luther nach der Überlieferung 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte, oder an der Grabplatte des Reformators – das seien Momente, die den historisch und religiös Interessierten "erschauern" ließen. Es gehe dem Luther-Zentrum darum, den Besuchern Wittenbergs neben "Luthersocken und Lutherbier" auch das Denken Luthers, seine kulturelle Leistung für die Entwicklung der deutschen Sprache oder seine sozialpolitisch innovativen Ideen nahe zu bringen.
Der Verein beschloss eine Satzungsänderung, die es erlaubt, künftig weitere in- und ausländische Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Kirche in seine Arbeit einzubinden. So wünscht sich der Verein etwa Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) und Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) als Teile eines etwa 20-köpfigen Präsidiums. Krause gab der Hoffnung Ausdruck, dass das Land die Streichung von 50000 Euro an Zuschüssen für das Jahr 2003 revidieren werde. Zurzeit fördert Magdeburg das Luther-Zentrum mit 150000 Euro pro Jahr. Der 300000-Euro-Etat des Vereins wird wesentlich vom Mitteldeutschen Druck- und Verlagshaus (M. DuMont Schauberg) mitgetragen.
Als eine Schwierigkeit, vor die sich der Verein gestellt sieht, nannte Krause die fortgeschrittene Entkirchlichung: 86 Prozent der Wittenberger gehören keiner Kirche an. Die Vereinnahmung Luthers durch die SED-Führung sei in den Augen vieler Bewohner auch "nicht unbedingt eine Empfehlung", meinte Krause. Umso mehr bemühe sich der Verein, das Bewusstsein für den "historischen Schatz", den die Stadt mit den Lutherstätten beherberge, wieder zu beleben.
Zu den Gründungsmitgliedern des Luther-Zentrums Wittenberg gehören neben Christian Krause der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock, Alfred Neven DuMont, Herausgeber der "Mitteldeutschen Zeitung" und des "Kölner Stadt-Anzeigers" sowie der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner (SPD).