Leserärger Leserärger: Behindert das Kultusministerium Ausbildung an freien Schulen?

Aschersleben/Halle (Saale) - Sie wollten endlich anfangen, endlich eine Ausbildung zum Erzieher machen. Berufsbegleitend, das ist selten in Sachsen-Anhalt. Rund zwei Dutzend Männer und Frauen im zumeist mittleren Berufsalter saßen also kurz vor Ostern am offiziell ersten Lehrgangstag beim Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege (IWK) in Aschersleben (Salzlandkreis). Doch die Azubis wurden vom IWK prompt wieder nach Hause geschickt. Denn für den Lehrgang hätte der freie Bildungsträger eine Genehmigung des Magdeburger Kultusministeriums gebraucht. Und die lag nicht vor.
Antrag läuft seit September
Die entsprechende Genehmigung sei zwar seit September 2014 beantragt, aber nicht rechtzeitig erteilt worden - wegen Krankheit in der zuständigen Abteilung des Ministeriums, wie das IWK den Teilnehmern mitteilte. Auch der Versuch, die Genehmigung per Eilantrag vor Gericht zu erstreiten, sei gescheitert. Eine Lehrgangsteilnehmerin hat sich daraufhin an die MZ gewandt: „Das kann doch nicht sein, dass einem so seine berufliche Zukunft ruiniert wird. Wenn ich krank bin, muss auch ein anderer die Arbeit machen“, schrieb sie.
Das Ministerium bestreitet auf MZ-Nachfrage die Darstellung des IWK gegenüber den Teilnehmern. Krankheitsfälle spielten keine Rolle in dem Fall, Knackpunkt seien vielmehr unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen Ministerium und IWK, erklärt Sprecher Martin Hanusch. Zwar seien sechs Mitarbeiter der Schulabteilung erkrankt gewesen, als die Ausbildung starten sollte, aber die Vertretungsregelung im Ministerium habe gegriffen.
Mehrere Freie Schulen betroffen
Nach MZ-Recherchen streiten sich Ministerium und IWK in der Tat über Formalitäten. Freie Schulen sind einem komplizierten Regelwerk unterworfen, das vom Ministerium kontrolliert wird. Doch der Streit berührt, so ist man im IWK überzeugt, nicht den eigentlichen Antrag zu dem Lehrgang. Das Ministerium widerspricht.
Der Verband der Privatschulen in Sachsen-Anhalt berichtet unterdessen ebenfalls von Personalproblemen im Referat Freie Schulen des Ministeriums. Einige freie Träger seien davon bereits betroffen gewesen, erklärt VdP-Geschäftsführer Jürgen Banse. Ganz gescheitert ist der Lehrgang in Aschersleben indes wohl noch nicht. „Wir sind weiter in den Startlöchern und werden die Ausbildung beginnen, sobald wir die Genehmigung haben“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Jeanette Eckert-Ulrich. (mz)