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Leipziger Studenten unter Zeitdruck Leipziger Studenten unter Zeitdruck: Institute müssen wegen Sparvorgaben schließen

Von Nina Schirmer 01.04.2014, 04:37
David Langer, Student im 5. Semester (Bachelor), steht am Eingangsschild des Institutes für Chemie und Mineralogie der Universität Leipzig in Leipzig .
David Langer, Student im 5. Semester (Bachelor), steht am Eingangsschild des Institutes für Chemie und Mineralogie der Universität Leipzig in Leipzig . dpa Lizenz

Leipzig/dpa. - Es waren keine entspannten Semesterferien für den Theaterwissenschaftsstudenten Torben Schleiner. Anfang des Jahres hat die Universität Leipzig verkündet, die Institute für Theaterwissenschaft und für Archäologie bis 2017 zu schließen, um die Sparvorgaben der sächsischen Landesregierung zu erfüllen. Seitdem fühlt sich Schleiner unter Druck gesetzt. „Ich muss mein Studium unbedingt in der Regelzeit schaffen, wenn ich noch ein vielfältiges Lehrangebot nutzen möchte“, beklagt der Erstsemestler.

Studenten bangen um Qualität ihrer Ausbildung

Eigentlich habe er ein Semester im Ausland studieren wollen, sagt Schleiner. Das sei jetzt keine Option mehr. „Ich kann mir auch nicht leisten, das Studium für ein Praktikum zu unterbrechen.“ Wie Schleiner befürchten viele Studenten, dass die geplanten Kürzungen an der Universität die Qualität ihrer Ausbildung beeinflussen.

David Langer, Chemiestudent im fünften Semester, sieht durch die angekündigten Stellenstreichungen am Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie vor allem den praktischen Teil seines Studiums in Gefahr. „Wenn es nicht genug Mitarbeiter gibt, die unsere Versuche im Labor betreuen, fallen die Versuche einfach weg“, erklärt der 23-Jährige. Viele Inhalte des Studiums begreife man aber erst bei praktischen Experimenten im Labor. Bisher seien in Leipzig die Studienbedingungen einmalig. „Sollte es mit den Kürzungen rapide so weiter gehen, gehe ich für den Master vielleicht an eine andere Uni“, überlegt der Chemiestudent.

Seit 2013 muss die Universität Leipzig jährlich 24 Stellen abbauen. Bis 2020 fallen mindestens 172 Stellen weg. Auch andere Hochschulen sind von den Kürzungsplänen der Landesregierung betroffen. Die TU Chemnitz muss in diesem und im nächsten Jahr je 14 Stellen abbauen. An der Bergakademie Freiberg sollen bis Ende 2015 19 Stellen gestrichen werden. Vom Stellenabbau ausgenommen ist derzeit die „Eliteuniversität“ TU Dresden.

Das Uni-Rektorat in Leipzig versucht derweil, die Studenten zu beruhigen. Bis zur geplanten Schließung der Institute 2017 sei geplant, die Lehre über befristete Lehraufträge abzusichern. „In diesem Herbst immatrikulieren wir noch einmal in Pharmazie, Theaterwissenschaft und Archäologie - und wir werden sicherstellen, dass die Studierenden ihre Ausbildung ordentlich zu Ende bringen können“, sagt Rektorin Beate Schücking.

StudentInnenRat gibt sich nicht zufrieden

Mit diesem Versprechen gibt sich der StudentInnenRat (StuRa) nicht zufrieden. „An den betroffenen Instituten nimmt das Niveau der Lehre ab, vor allem weil nicht mehr in neue Forschungsprojekte investiert wird“, kritisiert Felix Ramberg. Ein entspanntes Studieren sei dort auch nicht mehr möglich. „Wer nicht rechtzeitig vor der Schließung fertig wird, hat Pech gehabt“, sagt der StuRa-Vertreter.

Bis zur geplanten Institutsschließung 2017 will der Archäologie-Doktorand Michael Feige seine Dissertation zu römischen Landvillen lange fertig haben. Trotzdem befürchtet er Nachteile, wenn schon bald Dozentenstellen gestrichen werden sollten. Seine Doktorarbeit lebe vom regen Meinungsaustausch mit den Dozenten. „Wenn mehrere Stellen vor 2016 wegfallen, habe ich ein riesiges Problem“, sagt Feige.

Ihm nütze die Zusicherung der Universität, die Lehre über kurzfristige Lehraufträge zu sichern, wenig. „Die Leihdozenten kommen nur für die Lehrveranstaltungen. Wenn ich eine Frage habe, sind sie nicht da“, mutmaßt der Doktorand. Sorge bereitet Feige auch, dass der Bibliotheksetat gekürzt werden könnte. Bisher seien auch Bücher auf Vorschlag der Doktoranden gekauft wurden. „Ich weiß nicht, ob diese Unterstützung weiterhin möglich ist“.